UNILEVER Der Lebensmittelkonzern verfügt nach eigenen Angaben über »ein wegweisendes neues Verfahren«, um gebrauchte kleine Kunststoffbeutel stofflich zu recyceln. Der patentrechtlich geschützte CreaSolv-Prozess wurde in Partnerschaft mit dem Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Deutschland entwickelt (Gemeinsam mit der CreaCycle GmbH, Grevenbroich/D, einem spezialisierten Formulierer von Lösemittelsystemen mit möglichst geringem Risikopotenzial für Anwender und Umwelt [idealerweise nicht eingestuft nach GHS Kriterien], wurde das Verfahren zum CreaSolv-Prozess weiterentwickelt.).
Kleine Beutelverpackungen (Sachets) seien in Entwicklungs- und Schwellenländern beliebt, weil Konsumenten mit niedrigem Einkommen kleine Mengen an Produkten kaufen können. Da bis dato keine brauchbare Recycling-Lösung für diese Verpackungen verfügbar sei, würden sie auf Deponien landen oder einfach weggeworfen. Generell würden global nur 14% aller Kunststoff Verpackungen recycelt.
Geschlossener Kreislauf
Der CreaSolv-Prozess soll es nun ermöglichen, eine bislang nicht sinnvoll recycelbare Verpackungsformen stofflich wieder zu verwerten. Der Prozess wurde von einer Methode abgeleitet, die beim Recycling von Elektro- und Elektronik-Altgeräten verwendet wird, um bromierte Flammschutzmittel aus den Kunststoffen dieser Geräte zu entfernen. Mit dem Prozess wird der Kunststoff aus den Beutel zurückgewonnen und kann zur Herstellung neuer Beutel verwendet werden.
Unilever wird in diesem Jahr eine Pilotanlage in Indonesien eröffnen, um die langfristige Wirtschaftlichkeit des Verfahrens zu testen. Indonesien ist laut Unilever ein »kritisches Land«, in Bezug auf Abfälle. Dort würden jährlich 64 Mio. to Abfall anfallen und davon 1,3 Mio. to im Ozean landen.
Um das Beutelproblem anzugehen, brauche es laut Unilever einen nachhaltigen Systemwechsel in der Abfallsammlung. Nötig sei die Einrichtung von Abfallsammelsystemen, die die zu recycelnden Beutel separieren. Unilever testet die Zusammenarbeit mit lokalen Abfallsammelstelle, Regierungsbehörden und Einzelhändlern. Ausserdem sollen Abfall-Sammler einbezogen werden. Diesen könnte so mögliches langfristiges Einkommen verschafft werden.
Unilever sieht die Chance, Kunststoffrecycling rentabel zu gestalten. Laut David Blanchard, Leiter R&D Unilever, gibt es einen klaren wirtschaftlichen Grund für die Bereitstellung dieses Verfahrens. Weltweit würden jährlich USD 80–120 Mrd. für die Wirtschaft verloren gehen, weil sie es versäume, Kunststoff richtig zu recyceln. Das Finden einer Lösung stelle eine große Chance dar.
Energetisch deutlich besser als Frischpolymergewinnung
Laut Dr. Andreas Mäurer, Abteilungsleiter Kunststoffrecycling am Fraunhofer IVV, wird es mit dieser Pilotanlage erstmals möglich, hochwertige Polymere aus verschmutzten, mehrschichtigen Beuteln zu recyceln. Ziel sei es, die ökonomische Profitabilität und die Umweltvorteile des CreaSolv-Prozesses zu beweisen. Berechnungen würden zeigen, daß das Verfahren in der Lage sei, 6 kg reine Polymere mit dem gleichen Energieaufwand zu gewinnen, wie für die Produktion von 1 kg Frisch-Polymer nötig sei. (Foto: Unilever)
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