Mehrschichtfolien müssen recyclingfähiger werden – war die Botschaft beim 16. Inno-Meeting in Osnabrück/D
Das Thema Kunststoffrecycling hat derzeit Hochkonjunktur. Die Plastics Strategy der EU-Kommission, das Verpackungsgesetz in Deutschland mit bald deutlich höheren Quoten und das chinesische Importverbot für Kunststoffabfälle sorgen für einen entsprechenden Druck. So lautete auch der Titel des diesjährigen Inno-Meetings am 20. und 21. Februar in Osnabrück »Kreisläufe schließen« für Materialien, die gemeinhin als wenig kreislauffähig gelten: Mehrschichtfolien, die oftmals kleinteilig sind und vielfach in einer energetischen Verwertung landen. Wie das geändert werden kann, diskutierte ein interessiertes Publikum aus Entscheidern und Entwicklern der Folien herstellenden Industrie mit Kunststoff- und Recyclingexperten.
Nicht die Vorteile, sondern die Probleme, die Kunststoffe machen können, wenn sie zu Abfällen werden, stehen derzeit im Fokus der öffentlichen Diskussion. Warum das so ist, machte der Chemiker Dr. Kurt Stark von der Buergofol GmbH (Siegenburg/D) deutlich, der seiner engagiert vorgetragene Präsentation den Titel »Gefährden Kunststoffe unsere Zukunft?« gab und die selbst gestellte Frage mit einem klaren »Ja« beantwortete. Dr. Hermann Onusseit, Onusseit Consulting (Haan/D) führte dem interessierten Publikum vor Augen, wie dramatisch der Befund zum Zustand unserer Erde bereits sei und mahnte zur dringenden Umkehr. Mehr Nachhaltigkeit bei Kunststoffverpackungen ist bei beiden eine der erforderlichen Maßnahmen. Die Herausforderung ist klar: Wie können die von Niemandem bestrittenen auch ökologischen Vorteile des Verpackens mit Kunststoff zum Schutz der Ware vor Verderb oder Beschädigung mit mehr Recyclingfähigkeit der Folienverpackungen kombiniert werden.
Martin Kardetzky von der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (Osnabrück/D) gab Hinweise, wie sich der Rechtsrahmen der Verpackungsverwertung in absehbarer Zeit ändern und damit die Anforderungen an das Recycling sich erhöhen werden. Christine Schulze vom Grünen Punkt – Duales System Deutschland (Köln/D) und Valerie Bürstner von Interseroh (Köln/D) gaben aus der Sicht dualer Systeme einen Überblick, was gängigen Praxis des Kunststoffrecycling ist und worauf es bei Kunststoffverpackungen ankommt, damit sie nicht durchs Recyclingraster fallen. Dabei wurde aber auch deutlich, dass auf Seiten der Recyclingtechnologie etwas geschehen müsse, damit kleinteilige Verpackungen, die durchaus schon recyclingfähig sind, nicht im Sortierrest landen.
Für die Konstruktion von Folienverpackungen in Richtung mehr Recyclingfähigkeit gaben Kunststoffexperten einige konkrete Hinweise und eröffneten Perspektiven, bei denen die zuhörenden Entscheider aus der Branche interessiert aufhorchten. So stellte Helmut Spaeter von Barriopac (Stockach/D) funktionelle Barrieren vor, die es erlauben würden, auch bei Lebensmittelverpackungen Recyclingmaterialien einzusetzen, bzw. sich bei Folienverpackungen auf ein Material zu beschränken. Dr. Klaus Noller vom Fraunhofer IVV (Freising/D) zeigte verschiedene Varianten des Recyclings von Folien auf wie etwa das bekannte CreaSolv-Verfahren, das derzeit Unilever in einer Pilotanlage in Jakarta/RI zum Einsatz bringt. Unilever plant laut Noller bei erfolgreichem Einsatz des Piloten fünf weitere solcher Anlagen. Darüber hinaus stellte er auch eine Möglichkeit des Auftrennens von Verbunden in Aussicht, über die er nichts Näheres ausführte, weil die Idee derzeit zum Patent angemeldet sei. Es folgten noch weitere interessante Ansätze und Ideen, die in den Pausen engagiert weiter diskutiert wurden. Eines wurde sehr deutlich: Es muss etwas geschehen, damit auch mehr Folienverpackungen recycelt werden. Das betrifft die gesamte Wertschöpfungskette, von der Konstruktion der Verpackung über die Sammlung und vor allem Sortierung der Kunststoffabfälle bis hin zur Verwertung. Das Interesse und die Bereitschaft, etwas zu ändern, seien derzeit bei Entscheidern der Folien herstellenden Industrie groß. (Fotos: Innoform)