Rotometrics feiert die »Erkundung des Drucks« mit einer Verpackungsveranstaltung in Großbritannien – Nick Coombes berichtet
UK Sales Director Neil Lilly begrüßte mehr als 300 Converter bei dem diesjährigen zweitägigen open House in Aldridge/GB und stellte fest: Verarbeiter erkennen schnell neue Trends und müssen schneller darauf reagieren als ihr Wettbewerb, damit sie im sich ständig ändernden Markt für Verpackungsdruck erfolgreich sind und wachsen. Nach der Vorstellung einer Reihe von Referenten, die verschiedene Marktsektoren abdecken, war der durchgängige rote Faden erkennbar: Verantwortung, Nachhaltigkeit und Umwelt.
Das Programm begann mit einer neuen Produktpräsentation von Nick Gilmore, CEO von IC3D Creative Edge Software, der zeigte, wie innovative Technologie der Verpackungsindustrie zu Hilfe kam. Er hat die Geschichte der dreidimensionalen Vision über 500 Millionen Jahre zurückverfolgt und seine Bedeutung für alle Arten von Aufgaben – vom Fahren bis zum Füllen eines Behälters mit Flüssigkeit hervorgehoben. JIT-Marketing, Werbung und Kostenreduzierung sind die wichtigsten treibenden Faktoren bei der Entwicklung von 3D-Rendering-Software, die bis 2022 einen Wert von rund USD 3 Mrd. haben wird und eine jährliche Wachstumsrate von 22% aufweist. Der Markt für 3D-Technologie wird bis zum Jahr 2020 USD 175 Mrd. erreichen – Bedeutung und Wert stehen daher außer Frage.
Warum ist 3D-Visualisierung wichtig? Weil sie einen visuellen Effekt liefert, der eine Tiefenwahrnehmung erzeugt. Der Betrachter erhält ein angereichertes 360-Grad-Betrachtungserlebnis eines Bildes; das hilft beim Prototyping, da ein genaues Abbild des realen Produkts im Voraus gesehen werden kann. Wird das Produkt in seiner physischen Form gezeigt, können Probleme vor der Produktion identifiziert und behoben werden; dies verkürzt die Markteinführungszeit. Dies wurde durch eine Grafik verdeutlicht: Ein neues Design – vom Briefing bis zum Prototyp, mit ausgelagertem 3D-Service – benötigte 33 Tage; die gleiche Aufgabe mit 3D-Visualisierung wurde in nur 10 Tagen erledigt. Fazit: »3D-fotorealistische Visualisierungen werden zur Norm. Gleich ob die Verpackung aus Glas, Folien, oder Karton besteht und als Beutel oder für Flüssigkeiten gedacht ist – sie sehen alle fantastisch aus! Jeder Verpackungsdesigner kann iC3D in nur wenigen Tagen lernen und erspart Ihnen und Ihren Kunden Zeit und Geld – und kann sogar zu neuen Aufträgen führen!«
Joanna Stephenson, Geschäftsführerin von »Women in Packaging UK« und Geschäftsführerin von PHD Marketing, erläuterte anschliessend Markttrends. Da Großbritannien/Irland für das Jahr 2018 ein Umsatzwachstum prognostizieren wird, das über dem europäischen Durchschnitt liegt – wobei die Branchen Pharma, Getränke, Gesundheit/Körperpflege und Lebensmittel führend sind – bestätigte sie, dass es Grund zu Optimismus gebe. Trotz des Wachstums sind die Auflagengrössen weiter rückläufig; zwei unterschiedliche Trends wurden festgestellt: Ein Interesse an digitaler Technologie, und die Bereitschaft von Schmalbahn-Konvertern, auch Faltschachteln zu produzieren. Aber während die Mengen steigen, scheint die Loyalität nachzulassen, da viele Marken außerhalb Westeuropas nach Lieferanten suchen.
Obwohl sich die Weltwirtschaft bis 2050 wahrscheinlich verdoppeln wird, bleiben offensichtliche Hürden bestehen: Die aktuelle anti-globale Politik der USA und das Ergebnis des Brexit. Beide bieten Herausforderungen und Chancen, erfordern aber Wachsamkeit und sorgfältige Planung, um den Nachfrage-Boom nach Luxusprodukten für den Eigenverbrauch in Zeiten der Unsicherheit zu nutzen.
Sie hob eine Reihe von Beispielen hervor, wie intelligente Technologie durch aktives Engagement mit der Marke zur Steigerung des Marktanteils beiträgt. als Beispiele wurden genannt die Pepsi Max Kampagne #FutbolNow Blippar, die innovative Verwendung von Cornflakes-Kartons mit Augmented Reality von Nestlé, Share-a-Coke und Nutella Unica. Die Konnektivität von IOT (Internet der Dinge) bietet den Verarbeitern eine Chance eine führende Rolle einzunehmen. Technologie ist auch zunehmend in der Notwendigkeit involviert, Verpackungen nachzuverfolgen, um die Produktauthentizität zu gewährleisten. Der digitale Workflow biete Konvertern und Markeninhabern gleichermaßen ein höheres Maß an Sicherheit.
Einer der größten Einflüsse im heutigen Einzelhandelsmarkt ist das Wachstum von e-Commerce, von dem bis 2020 mehr als 20% grenzüberschreitend sein werden. Dies erfordert, dass die Verpackungsdesigner umdenken, um der technisch versierten Generation gerecht zu werden, für die ZMOT (Zero Moment of Truth) ist wichtiger als der traditionelle FMOT (First Moment of Truth). Das Verpackungsdesign muss sowohl online als auch im Regal funktionieren. Dabei wird beim Online-Kontakt auf dem kleinen Display eines Smartphones angezeigt. Die Aufgabe eines Designers wird komplexer mit der Notwendigkeit, einen Markt zu befriedigen, der eine frustrationsfreie Verpackung verlangt, die eine große Menge an Daten beinhaltet, einzigartig, persönlich und nachhaltig ist!
Ein weiterer wachsender Bereich ist das lokale/Craftgeschäft: Es bietet die Möglichkeit, einzigartige Materialien und Mehrwerttechniken zu nutzen, um die Regalattraktivität zu erhöhen. Dies geht Hand in Hand einerseits mit der Forderung nach Personalisierung, und andererseits Minimalismus, da die Verbraucher die Rückkehr zur Einfachheit der »echten Nahrung« fordern. Das bringt die Debatte um Umweltschutz und die Notwendigkeit, mehr recycelbare/kompostierbare Materialien aus erneuerbaren Quellen zu verwenden. Linerless ist offensichtlich eine Zukunfts-Technologie, aber die Situation muss von der anderen Seite mit besserem Recycling von Materialien in Angriff genommen werden. Die Tage der »Einwegverpackungen« nähern sich schnell dem Ende.
Mit Blick auf die Umwelt und die Notwendigkeit, »die Welt in einem besseren Zustand zu verlassen, als wir sie vorgefunden haben«, zeigte Kevin Vyse von Marks & Spencer, wie aus Gemeinschaftsprojekten in den 1990er Jahren Fortschritte in Richtung eines wirklich nachhaltigen Geschäfts bis 2030 erreicht werden. Das Endziel ist eine drastische Reduzierung von CO2 – eine Kreislaufwirtschaft, sich erneuernd und dem Wohlergehen, Gleichwertigkeit und Fairness verpflichtet. M & S hatte 2007 den Plan A gestartet und ist im vergangenen Jahr in die zweite Phase eingezogen. Ziel ist es, bis 2022 100% seiner Verpackungen recyceln zu lassen und bis zum Jahr 2025 nur noch eine Polymergruppe für Kunststoffverpackungen zu verwenden (zur Erleichterung des Recyclings): Die Notwendigkeit dazu entsteht durch die fortschreitende Zunahme der Weltbevölkerung und des städtischen Lebens und der Anstieg von Einwegverpackungen, wie z.B. Wasserflaschen.
Er erklärte, dass es zwei Arten der Wirtschaft gibt: linear und kreislaufförmig. Linear folgt dem Konzept »nehmen, machen, verwenden und entsorgen«, während die kreislaufförmige dem Prinizp »herstellen, verwenden, reparieren, wiederverwenden und recyceln” folgt. Heute folgen Kunststoffverpackungen dem linearen Weg und müssen sich durch Neugestaltung, Wiederverwendung und Recycling effektiver verändern. M & S verfolgt hierfür eine dreigleisige Strategie: Sie setzt auf eine Maximierung der Ressourcen durch effiziente Nutzung »weniger schädlicher« Materialien, die erneuert, recycelt und rückverfolgbar sind. Kunden und Marken können geschützt werden, indem Verpackung optimiert wird, um Abfall zu minimieren und die Verwertung und Nutzung zu maximieren. Drittens sollte diese Versorgung durch Beschaffung nur von den »grünsten« Rohstofflieferanten und -veredlern gesichert werden. Wie er sagte, haben wir nur einen Planeten Erde, und wir müssen ihn schützen.
Susan Wright, Editorial Director von Earth Island Publishing, hatte ein leidenschaftliches Plädoyer für den Respekt der Umwelt gegeben. Kreativität und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand. Der Markt verlange mehr als nur Dekoration für die Verpackung; der Druck zu Nachhaltigkeit habe sich – im Vergleich zu vor fünf Jahren – von einer »Haus-Ethik« zu »grüneren« Konvertern verändert und werde von der Verbrauchernachfrage heute angetrieben. Dies biete sowohl Chancen als auch Herausforderungen: Für Verarbeiter, die »natürliche« Substrate verwenden, bestehe die Chance, durch geschicktes Design und Bevorzugung papierbasierter Verpackungen als nachhaltige Option etwas zurückzugewinnen; für den kunststoffbasierten Sektor die Herausforderung zu beweisen, dass maximale Nutzung und Wiederverwendung und minimaler Schaden durch Produkte auf Basis fossiler Brennstoffe sich nicht ausschliessen.
Der Blick auf drei aktuelle Trends zeige: Trend zur digitalen Produktion, Zunahme von intelligenten Verpackungen und »grüner« Produktion. Die meisten Markeninhaber seien jetzt weniger besorgt, wie eine gedruckte Verpackung hergestellt wurde, sondern eher wie kreativ sie ist und ob sie der Unternehmenspolitik in Bezug auf Nachhaltigkeit entspräche. Mit dem fortschreitenden Rückgang der durchschnittlichen Auftragsgrössen, die nicht nur den Wunsch von Markenmanagern widerspiegeln, die Veränderungen bei Volumenprodukten einzuläuten, sondern auch die wachsende Nachfrage von handwerklich arbeitenden Betrieben (Bier, Wein, Konserven usw.) nach Verpackungen, haben Konverter eine einzigartige Gelegenheit, einen Wandel in ihrer Herstellung und den verwendeten Materialien zu vollziehen. Um des Planeten willen, müssen alle es richtig machen!
Sanjay Patel hat seine große Erfahrung in der Verpackung mit einer amüsanten, aber sehr sachdienlichen Präsentation zum Thema »Die Augen der Marken öffnen« auf das Publikum übertragen. Es gebe fünf grundlegende Designprinzipien, die alle Verpackungen erfüllen müssen: Schützen, präsentieren, fördern, positionieren und bereitstellen. Falls man es falsch angehe, werde jemand sehr unglücklich sein! Bei der Frage »Wie sieht die Zukunft aus?« spekulierte er über den Einsatz von Drohnen für die Lieferung; er aber schlug vor, dass alles, was vor uns liege, eine Herausforderung für gedruckte Verpackungen darstelle – sei es eine Flasche, ein Beutel oder eine Schachtel.
Bei der Diskussion zu Marketing 4.0 – zu dem zwar viele Unternehmen streben, aber nur relativ wenige erreichen – vertritt er die Position, Marketing habe sich verändert: Vom Marketing der frühen deskriptiven Tage, als die Verpackung das Produkt erklären musste, über Phase 2 – als Marketing erklären musste warum das Produkt besser war als das der Konkurrenz – zu Phase 3: Wahlfreiheit und die Notwendigkeit, einen Weg zu finden, dem Kunden ein besonderes Gefühl zu geben.
Ebene 4 ist Relevanz; wie kann die Botschaft ein breites Publikum ansprechen, ohne jedoch ein bestimmtes Produkt zu identifizieren. Dazu präsentierte er eine Weihnachts-TV-Werbung von John Lewis, in der ein Cartoon-Hase seinem besten Freund, ein Bär, einen Wecker gibt, um ihn aus seinem Winterschlaf zu wecken und ihm zu erlauben, seinen ersten Weihnachtstag zu genießen. Der Wecker war fast irrelevant, obwohl die Verkäufe stiegen – aber der Effekt, dies mit der Marke John Lewis zu knüpfen, war unvorhersagbar.
Marketing 5.0 dreht sich nur um den Zweck: »Warum bist du hier, und warum sollte sich jemand darum kümmern?« Es geht nicht nur um »mich«, sondern darum, eine wahre Win-Win-Situation zu schaffen, die alles einbezieht und eine Marke praktisch organisch wachsen lässt. Für diejenigen im Publikum, die Schwierigkeiten hatten, sich auf dieses Konzept zu beziehen, empfahl er, sich beim »Packaging Collective« (Sanjay Patel ist einer der Gründungsmitglieder) anzumelden und den Beteiligten in dieser globalen Branche eine stärkere Stimme und mehr Einfluss auf dem Markt zu geben.
Zum Abschluss beschrieb Sir Ranulph Fiennes die verschiedenen Phasen seiner Ausbildung und bunten militärischen Karriere, gab eine motivierende Rede, die die Notwendigkeit für Ausdauer und eine pathologische Abneigung gegen alle Konkurrenz betonte! Er veranschaulichte seine Präsentation mit Beispielen seiner vielen Erkundungsreisen, hauptsächlich an den Nord- und Südpolen, und betonte, wie wichtig es sei, bei allem – unabhängig von den damit verbundenen Schwierigkeiten – der Erste zu sein. In einer witzigen und unterhaltsamen Stunde relativierte »The World‘s Greatest Living Explorer «, wie Sir Ranulph im »Guinness-Buch der Rekorde« beschrieben wird, den eintönigen Alltag, den die meisten von uns erleben. (Fotos: Nick Coombes)