Innoform Coaching, Verpackungsdruck,

 

Hybridisierung und Digitalisierung standen im Mittelpunkt des virtuellen Innoform Treffens

Dieter Finna

Neben den Programmschwerpunkten standen aktuelle Themen wie Circular Economy und Produktentwicklungen in der Tief- und Flexodruckvorstufe auf der Tagesordnung. Der situationsbedingte Wechsel auf das online Format zeigte die neuen Möglichkeiten digitaler Konferenzen, mit Branchentreffen über Airmeet sowie Zweierkontakte in virtuellen Besprechungszimmern. Der Vorteil des virtuellen Treffens lag in der regen Beteiligung der Teilnehmer in der Fragenrunde über das Voxr Tool.

 

Dass die Vernetzung auf allen Prozessstufen des Verpackungsdrucks voranschreitet, zeigte sich gleich mehrfach bei den Vorträgen der Referenten. Maschinen, die miteinander kommunizieren, eine digitale Barcode Technologie, die in der Druckvorstufe eingesetzt wird und über Strichcodes neue Aufgaben in der Circular Economy übernimmt. Oder Druckfarben, die durch ihre Bindemitteltechnologie wesentlich zur Verbesserung der Regranulat-Qualität aus Folien beitragen und damit zu einer Kreislaufwirtschaft der Folien im Verpackungsdruck. Auszüge aus den Vorträgen des Expertentreffs hier kurz zusammengefasst:

Innoform, W&H
Kommunikation im interaktiven Maschinenpark. (Quelle: Windmöller & Hölscher)

Digitalisierung und Big Data im Drucksaal
Moderne Maschinen im Drucksaal liefern eine Menge Daten, die über Schnittstellen ausgetauscht werden können. So werden Maschinen zu Empfängern und Sendern von Daten, um Aufträge einfacher produzieren zu können. Sie bieten die Möglichkeit der automatischen Voreinstellung, der Selbstoptimierung oder liefern Infos über Optimierungsmöglichkeiten an den Maschinenführer. Welche Schritte heute unternommen werden müssen, um morgen einen leistungsfähigen interaktiven Maschinenpark zu haben und welche greifbaren Mehrwerte es bereits gibt, zeigte Frederik Petzold vom Maschinenbauer Windmöller & Hölscher auf. Die Plattform RUBY, die dafür geschaffen wurde, soll die Arbeit in der Verpackungsproduktion so einfach wie möglich gestalten.

 

Digitale Transformation durch Integration von MIS und Druckvorstufe
Digitale Transformation ist in vielen Verpackungs- und Etikettendruckereien ein zentrales Thema und die Entscheider stellen sich die Frage »wo stehe ich aktuell mit meinem Unternehmen, auch im Vergleich der Branche?«. Jan de Roek ging kurz auf das Esko »Digital Maturity Model« ein, ein fünfstufiges Modell, das dabei unterstützt und aufzeigt, wo ein Unternehmen in der digitalen Transformation steht. Darauf aufbauend zeigte Sietse Jansen von Efi, wie perfekt ein Auftrag durch alle Stufen eines Unternehmens laufen kann, wenn ein MIS Systems mit einem Pre Press Automatisierungs-System verknüpft ist.

Holy Grail2.0 – Intelligent Sorting Project

Innoform, Digimarc
»Unsichtbarer« Streudruck von Strichcodes im Verpackungsdesign. (Quelle: Digimarc GmbH)

Bei Digimarc handelt es sich um einen Streudruck von Strichcodes, verteilt über das gesamte Druckbild einer Verpackung. Güneri Tugcu erläuterte in seinem Vortrag die Möglichkeiten dieser Kennzeichnung in der gesamten Lieferkette. Dies reicht von der Fertigung der Verpackung über die Logistik, den Einzelhandel bis hin zum Recycling. In der Verwertungsstufe erkennen Sortieranlagen den Strichcode im Verpackungsdesign und führen die Verpackung dem entsprechenden Recyclingkreislauf zu. Viele renommierte Unternehmen aus der gesamten Lieferkette unterstützen dieses HolyGrail Projekt, das in der Version 2.0 eine höhere Digimarc-Barcode-Stärke und eine verbesserte Erkennungssoftware besitzt.

Recycelfähige Druckfarben – ein hybrides Unterfangen
Annett Kaeding-Koppers (AKK Innovation) und Dr. Lars Hancke (hubergroup) stellten ein Innovationsprojekt vor, das den Einfluss der Druckfarbe auf das Regranulat von Kunststofffolien untersuchte. Aufgezeigt wurde der Einfluss von NC- und PU-basierten Farbsystemen auf die Qualität des Rezyklats aus den bedruckten Folien. Als Ergebnis des Projekts zeigte sich, dass PU-Druckfarbensysteme durch ihr thermostabiles Bindemittel eine Lösung für das mechanische Recycling sein können. Das Rezyklat daraus ist gegenüber einem Rezyklat mit NC-Farbbestandteilen geruchfrei und farbstabil. Es böte für einige Anwendungen die Möglichkeit, den Deinking Prozess beim Recycling der Folien zu vermeiden.

Wasserbasierter Inkjet auf Folie
André Salié und Dr. Heiko Warnecke (Actega Terra GmbH) gaben Einblick in den Entwicklungsstand von wasserbasierten Inkjet Druckfarben für den Verpackungsdruck auf nichtsaugenden Bedruckstoffen. Die Entwicklung von Farben, Primern und Überdrucklacken in diesem Anwendungsgebiet ist bei Actega weit vorangeschritten. Die entwickelten »Prototypen« werden aktuell in verschiedenen Projekten bei Druckkopf-Herstellern und OEM’s eingesetzt. Die wasserbasierten Tinten haben den Angaben zufolge eine gute Haftung auf nicht absorbierenden Bedruckstoffen und bieten gute Resistenzen. Sie sind geeignet für Sterilisations- oder Pasteurisations-Anwendungen und für Verbunde. Ebenso erfüllen sie die Anforderungen bezüglich eines indirekten Lebensmittelkontaktes.

Entwicklungen bei papierbasierten Verpackungslösungen
Materialentwicklungen auf Basis papierbasierter Verpackungslösungen, die Dr. Knut Hornig (Schoeller Technocell) vorstellte, sind in vielen Bereichen wettbewerbsfähig mit existierenden Barriere Lösungen aus Kunststoff/Aluminiumverbunden. Zudem bringen sie einen deutlichen Vorteil in der Nachhaltigkeit mit sich. Es gilt auch hier noch zahlreiche Herausforderungen zu meistern, hinsichtlich der Anforderungen der Gesetzgebung  wie der »Single-Use-Plastics-Directive«, zu Fragen bezüglich Mikroplastik oder der Rezyklierung, beziehungsweise Kompostierung und Bioabbaubarkeit. Dennoch bieten sie heute schon Alternativen zu Kunststoffverpackungen.

Neue Konzepte in der Druckbildüberwachung

Innoform, ISRA Vision
Die von den Kameras gemessenen RGB Werte werden durch die Absolutmessung des Spektralphotometers tariert. (Quelle: Istra Vision AG)

ColorStar von Isra Vision detektiert nicht nur Fehler im Druckbild sondern misst Farbe direkt. Danilo Maugheri erklärte den Unterschied zu bisherigen Systemen  durch den Einsatz eines zusätzlichen Spektralphotometers neben den Kameras. Ein über das Spektralphotometer gemessener Lab Wert tariert dabei die entsprechenden von den Kameras gemessenen RGB Werte, so dass die benötigten Lab Werte nicht mehr auf errechneten, sondern auf gemessenen Werten beruhen. Resultierende Farbabweichungen können bei allen Geschwindigkeiten gemessen werden und werden in Delta E ausgedrückt angezeigt.

Digitaldruck in der flexiblen Verpackung
Mit der PAC830F  präsentierte Juan Cano (Screen Europe) eine neue, wasserbasierte Inkjet Digitaldruckmaschine für Etiketten und Flexible Verpackung. Mit einer Auflösung von 1200 x 1200 dpi und einer Druckgeschwindigkeit von 75 m/min hat die Maschine ihren Einsatz bei Druckbreiten von 500–800 mm. Das wasserbasierte Farbsystem ist für Bedruckstoffe aus PET und OPP geeignet.

Plug and Play Flexo heute

Innoform, U. Günther
Vergleich konventioneller Raster 60 L/cm mit dem Impuls Ergebnis, jeweils mit einer Rasterwalze 340 L/cm und Schöpfvolumen 5,5 g/m2 gedruckt. (Quelle: U. Günther GmbH)

Impuls Screen ist ein neuer Raster, der weder eine FM Struktur noch eine klassische Punktform besitzt. Patrick Bülow aus dem Reprohaus U. Günther stellte ihn als Raster mit einer Linienstruktur vor, die bei geänderter »Rasterweite« bei gleicher Linienbreite eine höhere oder niedrigere Anzahl an Linien hat. Die bekannten  Rasterwinkel im Flexo werden durch einen zackigen  Verlauf der Linien abgelöst, so dass es keine Grundstruktur gibt.

Die mit Impuls erstellten Druckbeispiele zeigten eine hohe Farbkraft, hohe Farbbrillanz und eine deutlich verbesserte Zeichnung gegenüber Mustern einer konventionell gedruckten Rasterform. Konturen weisen keine gezackten Kanten mehr auf. Ebenso, so die Aussage im Vortrag, soll es mit Impuls keine ausgeprägte Tonwertzunahme wie bei klassischen Rastern geben.

Fazit
Als Fazit der Tagung lässt sich festhalten, dass der Expertentreff wieder eine gelungene Veranstaltung war, auf der zahlreiche Neuheiten der letzten Monate präsentiert wurden. Die Themenauswahl mit Hybridisierung und Digitalisierung lag im Trend der Zeit, ebenso die Themengebiete Nachhaltigkeit und Circular Economy. Aber auch klassischen Themen überzeugten durch eine Vielfalt an  neuen Informationen. Durch das rein virtuelle Format war das Interesse der Branche am Expertentreff nicht so groß wie gewohnt. Persönliche Kontaktmöglichkeiten auf einer Tagung sind doch etwas Bewährtes und Liebgewonnenes.

Auch wenn der Umgang mit den neuen digitalen Formaten und Möglichkeiten noch gewöhnungsbedürftig ist, sind virtuelle Tagungen in der jetzigen Situation eine adäquate Alternative zum Austausch. Und Vieles was uns die digitalen Formate heute ermöglichen, wird auch nach Corona weiter genutzt werden.

Interessierte können sich den 24.–25. November 2021 für das 7. Expertentreff Verpackungsdruck vormerken. (Grafik: Innoform)

www.innoform-coaching.de

 

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