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Quelle: Innoform Coaching GbR

 

Dieter Finna · Pack.Consult (www.pack-consult.org)

 

Die Vielfalt rund um die Themen Design, PrePress, Druckfarben, Digitaldruck und konventionelle Maschinentechnik zog die Teilnehmer in ihren Bann. Besondere Beachtung fand die Frage nach der Relevanz gedruckter Verpackungen in Zukunft. Das Supermarktregal hat sein Alleinstellungsmerkmal als ultimativer Point of Sale verloren, lautete die provokante These eines Fachvortrages. Weiterhin beherrschen Themenrund um die ressourcenschonendere Herstellung von Verpackungen die Branche.

 

Unter dem Motto »Vielfalt wagen« eröffnete Karsten Schröder den 8. Expertentreff am 23.–24. November in Osnabrück. Die Fachtagung bot ein buntes Programm quer durch eine Vielzahl aktueller Verpackungsthemen.

Design-Vielfalt für nachhaltige Marken-Botschaften
»Nachhaltigkeit sichtbar machen« war das Vortragsthema von Volker Muche (pacoon Sustainability Concepts PSC). Um die Wahrnehmung am Point of Sale buhlen neben Nachhaltigkeit noch andere Nutzenversprechen. Volker Muche zeigte anhand von Anwendungsfällen auf, wie nachhaltiges Grafikdesign austariert wird und welche grafischen Stellgrößen dafür von besonderer Relevanz sind. Im Vordergrund steht die Verpackungskonzeption, ob durch Vermeidung oder Reduzierung von Verpackungsmaterial, Verbesserung der Recyclingfähigkeit, den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen oder einem kompletten Systemwechsel zu Mehrweg. Eine glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation auf der Verpackung muss dabei auch aus gesetzlichen Anforderungen heraus auf belastbaren Fakten des zugrundeliegenden Verpackungssystems basieren.

Verlässliche Farbmessung auf unterschiedlichen Substraten
Der Zugang zu Farbvorgaben und ihren Toleranzen im Verpackungsdruck muss für alle Beteiligten leicht erreichbar sein. Heute werden CxF Daten in sehr vielen Applikationen für unterschiedlichste Substrate verwendet, beschrieb Frank Beuleke (X-Rite GmbH) die aktuelle Situation im Verpackungsdruck. Bereits in der Vorstufe werden sie zum Profilieren oder Proofen eingesetzt, als auch zur Rezeptierung der Farben sowie in der Qualitätskontrolle. Als eindeutige digitale Referenzen ersetzen sie gedruckte Vorlagen, ohne den Nachteil zu besitzen, dass sie variieren, indem sie altern. Mit diesen CxF-Vorgaben lässt sich die Erwartungshaltung an gedruckte Farbtöne besser steuern. In Clouds dienen sie als global und zentral verfügbare Standards zur Farbkommunikation.

Recyclinggerechte Druckfarben
Die in den Verpackungsdruckfarben eingesetzten Bindemittel bestimmen den Recyclingprozess und die Rezyklat-Qualität des bedruckten Verpackungsmaterials, stellte Dr. Annett Kaeding-Koppers (AKK Innovation) an den Anfang ihres Vortrages. Gegenüber nicht hitzebeständigen Druckfarben auf Nitrocellulose-Basis können hitzebeständige Druckfarben auf Polyurethan- oder PVB-Basis direkt mechanisch recycelt werden. Könnten das Granulat zukünftig auch in Automobilkomponenten eingesetzt werden, oder wieder in Verpackungen?

Dazu fehlt es im Wesentlichen an einer Designveränderung, korrekten Guidelines und noch an Firmen, die eine Vorreiterrolle mit rezyklierten Granulaten übernehmen. Wäre dies erfolgreich umgesetzt, können gesetzliche Vorgaben daraufhin weiterentwickelt werden und Sortier- und Recycling-Prozesse entsprechend angepasst werden.

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Comexi Offset CI Evolution ausgestattet mit Robotertechnik beim Rüsten. (Quelle: Comexi)

Zentralzylinder Offset-Maschinen für die flexible Verpackung
Die Vorteile, die der Zentralzylinder Offsetdruck mit der Comexi Offset CI Evolution im Verpackungsdruck bietet, hob Stefan Faktor (Eumatex) hervor. Das Offset-Druckverfahren unter Nachhaltigkeits-Aspekten betrachtet besitzt Vorteile durch seine lösemittelfreie Technologie, den geringeren Energieverbrauch und einen geringeren CO2-Ausstoß. Im Qualitätsbereich sind es vor allem die feinen Rasterverläufe, die im Offset problemlos möglich sind. Beim Kostenvergleich geben die günstigeren Druckformen den Ausschlag zugunsten des Offsetdrucks. Zudem besticht der Offsetdruck durch seine kürzeren Prozesszeiten in der Plattenherstellung und die Kombinationsmöglichkeit unterschiedlicher Motive in einer Form. Hinsichtlich Effizienz und Automatisierung ist es das automatische Rüsten mit Robotereinsatz sowie der einfache Farbwechsel mit automatischem Waschsystem, das den CI-Offset für den Verpackungsdruck interessant macht. Weltweit wurden bislang bereits 27 Maschinen dieses Typs verkauft.

Wasserloses EB Offset Drucksystem
Der Vortrag von Itsue Yanagida (Toray International Europe GmbH) fügte sich nahtlos in die Vorteile des Offset CI-Verpackungsdrucks ein. Verglichen mit dem Tiefdruck beträgt der CO2-Ausstoß des EB-Offsetdrucks nur ein Fünftel und gegenüber dem Flexodruck nur ein Drittel. Die Innovation im Farbenbereich liegt in der Entwicklung eines Harzes für wasserauswaschbare EB-Farben, das sich mit einer Reinigungslösung auf Wasserbasis abwaschen lässt. Da weder die Elektronenstrahl härtende Farbe noch die Reinigungslösung auf Wasserbasis Lösemittel enthalten, ist der gesamte Druckprozess völlig VOC-frei. Zudem können die aus Aluminium hergestellten Platten im Kreislauf geführt werden.

Alles Bio (abbaubar) oder was?
Bioabbaubare Polymere war das Thema von Prof. Dr.-Ing. Michael Herrenbauer (Hochschule der Medien). Generell unterteilen sich dies Rohstoffe in biogene (Rohstoffe pflanzlichen Ursprungs) und biologisch abbaubare Rohstoffe. Sie haben ihre Schnittmenge bei den bioabbaubaren, nachwachsenden Rohstoffen. Bei ihrem Zerfall spalten Enzyme Polymerketten an der Kunststoffoberfläche, wodurch sich Kettenbruchstücke lösen. Im Kompost lassen sich Fragmente daraus in einer Teilchengröße von > 1mm finden. Sie zerfallen weiter in CO2, Wasser und Methan, d.h. aus ihren Rohstoffen entsteht kein Kompost wodurch kein Verwertungs-Kreislauf nachwachsender Rohstoffe vorliegt. Auch bei der Frage nach der Vermeidung der Verschmutzung der Weltmeere sind Biopolymere keine Lösung. Aus diesen Gründen muss auch für Biopolymere das Recycling der bevorzugte Entsorgungspfad sein.

Die Zukunft der (Verpackungs-) Druckvorstufe mit künstlicher Intelligenz
»Künstliche Intelligenz ist die Übertragung menschlichen Denkens auf Computer, um eigenständig Antworten zu finden und Probleme zu lösen«, definiert Ingo Beutler (Saueressig Group) den häufig verwendeten Begriff. Ziel der KI in der Druckvorstufe ist es, diese zu vereinfachen. So wurden bei Saueressig Algorithmen entwickelt und trainiert, um bestimmte Fehler in der Druckvorstufe auszuschließen. Häufig angewandte Technik ist die Suche nach vergleichbaren Daten (Simularity Search). Auch die Analyse identischer Druckwerkzeuge (Commonality Search) dient einer kosteneffizienteren Produktion. Dazu gehört die schnelle Analyse von Wechselfarben oder der Bildvergleich mit einer unbekannten Anzahl an Referenzen. Zudem befasst sich die KI mit Imagecreation, um frei erfundene Bilder aus unterschiedlichen Teilbildern zusammenzusetzen. Diese können ohne einen Verstoß gegen Persönlichkeitsrechte publiziert werden.

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These von Stefan Hilß, wonach der gedruckten Verpackung im Supermarktregal ein Verlust an Relevanz droht. (Quelle: Linked2Brands)

E-Commerce ist gekommen, um zu bleiben
Die These von Stefan Hilß (Linked2Brands) eingangs seines seinen Vortrag lautete: »Das Supermarktregal hat sein Alleinstellungsmerkmal als ultimativer Point-of-Sale verloren«. E-commerce hat sich als zweiter POS für FMCG etabliert. Dazu müssen die Verpackungen digital aufbereitet werden, indem computergenerierte Bilder direkt aus der nativen Artwork-Datei erstellt werden bzw. für Smartphones sogenannte Mobile Ready Hero Images als zentrale visuelle Assets erstellt werden.

Das Budget für die Produktpräsentation splittet sich in den Aufwand für die Erstellung der physischen Verpackung und den Produktauftritt des »Digital Twins«. In beiden Fällen sollen die Konsumenten die gleiche User Experience erhalten. Dies schlägt sich in jüngster Zeit verstärkt in der einfacheren Aufmachung der physischen Verpackung nieder. Unterstützt wird dieser Trend noch von weiteren Einflussfaktoren, z.B. der Nachhaltigkeit einer Verpackung. In dieser neuen Realität droht der gedruckten Verpackung im Supermarktregal ein Verlust an Relevanz.

Digitaldruck als innovatives Verpackungs-Konzept begreifen
Wo lässt sich Digitaldruck heute anwenden, war das Thema des Vortrages von Thomas Bucher und Mark Weller (HP Deutschland GmbH). Er bietet sich vornehmlich an, um den analogen Druck bei Kleinauflagen zu entlasten, beispielsweise bei Vorabproduktionen für Markteinführungen. Die Anwendungsbreite geht über die gesamte Produktpalette des Verpackungsdrucks. Die digitalen Geschäftsmodelle bedeuten für den Drucker neue Herausforderungen, die Auseinandersetzung mit Workflow Automatisierung, neuen Vertriebsmodellen und der Produktion zahlreicher Kleinaufträge pro Tag. Oftmals wird der Digitalduck in Profitcenter ausgelagert, um dort die Kleinaufträge zu fertigen.

Auch in der Verpackungsbranche wird es zunehmend schwieriger, Fachkräfte zu bekommen. Für neue Medien wie Digitaldruck ist die Anwerbung von Fachkräften einfacher, zudem sind Schulungen für die Operator in wenigen Wochen möglich.

Lebensmittelverpackungen aus Papier digital bedrucken
Papierbasierte Verpackungen liegen aus Gründen der Nachhaltigkeit im Trend, konnten aber von der Trockentoner-Technologie bisher nicht abgedeckt werden, erläuterte Frank Jacobs (Xeikon Manufacturing NV) die Situation. Die bislang eingesetzten Trockentoner schmelzen beim Versiegeln und hinterlassen Verfärbungen auf den Papierverpackungen. Zudem verschmutzen sie die Siegelwerkzeuge. Mit der neuentwickelten Titon Trockentoner-Technologie wurde eine Systemlösung aus Toner- und Maschinentechnologie für siegelfähige Papierverpackungen entwickelt. Der Titon Trockentoner polymerisiert durch LED Bestrahlung und kann dadurch beim Siegeln nicht mehr schmelzen. Er ist thermal, chemisch und mechanisch beständig. Zum Einsatz kommt die Titon Trockentoner-Technologie auf Xeikon CX500t Druckmaschinen, die mit einer zusätzlichen LED-Trocknung ausgerüstet sind. Die Titon Trockentoner sind migrationsgetestet und lebensmittelecht. Die damit bedruckten Papierverpackungen sind recyclebar.

Laserbearbeitung für Flexible Verpackungen
Bevor Hendrik Kleinfeldt (LasX Europe GmbH) auf die Entwicklung hoch performanter Laserbearbeitungsprozesse einging, stellte er kurz die Prozesse des Ritzens, Schneidens und der Mikroperforation vor. Die Eindringtiefe beim Ritzen  ist sehr präzise einstellbar und eignet sich für die allermeisten Kunststoffmaterialien.

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Basis-Prozesse bei der Laserbearbeitung von Verpackungsverbundfolien. (Quelle: LasX Europe GmbH)

Dann ging er auf die Anwendungen wie Easy Open, dem Einritzen von Beutelfolien zum gerichteten Aufreißen, oder der Perforation von Shrinksleeves ein.

Die Mikroperforation als dritte Einsatzvariante von Lasern dient dem Gasaustausch in einer Verpackung und sorgt so für eine längere Haltbarkeit. Sie wird auch bei Rapid-fill Lösungen eingesetzt oder um Ventile für Kaffeeverpackungen aufzubringen. Zudem werden Laser für Markierungsanwendungen oder für das Einbringen variabler Daten eingesetzt.

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Anordnung der Barrierelack-Auftragsmöglichkeiten im Flexo- und Tiefdruck. (Quelle: Windmöller & Hölscher KG)

Recyclebare Barrierefolien beim Converter produzieren
Den verfahrenstechnischen Durchbruch, Barriereschichten auf MDO-PE-Folien im Flexo- bzw. Tiefdruck aufzutragen, präsentierte Dr. Holger Kreilkamp (Windmöller & Hölscher KG). Die im Druck eingesetzten Barrierelacke bestehen aus dem wasserlöslichem synthetischen Polymer PVOH. Die Herausforderung beim Auftragen von Barrierelack ist der niedrige Festkörperanteil. Deshalb ist ein hohes Nassauftragsgewicht notwendig, um eine homogen geschlossene, fehlerfreie Oberfläche mit ausreichend hoher Schichtdicke zu erreichen. Der Barrierelack-Auftrag ist durch die Erhöhung der Wertschöpfungstiefe für Converter ein wirtschaftlich interessantes Verfahren.

Warum nicht gleich das Produkt zur Farbvorlage machen?

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Spectrophone Farbmessgerat zur Farbkommunikation. (Quelle: B.Packed)

Wie lässt sich der Prozess der grafischen Verpackungsentwicklung kostengünstiger, schneller und zudem nachhaltiger gestalten? Diese Frage beantwortete Björn Kammertöns (B.Packed) mit einer Farbkommunikation, in der Farbvorlagen mit den Bedruckstoffen und den Druckverfahren abgeglichen werden. Dazu hat L‘Oréal einen Prozess entwickelt, der mit der Definition und dem Digitalisieren der Soll-Farben durch direktes Messen über das Spectrophone 2 Pro Messgerät beginnt. In weiteren Stufen erfolgt die Kommunikation der Farbdaten mit Agentur, PrePress und Druck sowie die Überprüfung auf Machbarkeit mit der Druckerei. Erst danach werden die Soll-Farben final festgelegt und für den Druck ausgearbeitet.

Nachhaltig Drucken – und das bei immer kleiner werdenden Auftragsgrößen!
Die Automatisierung von Druckprozessen, war das Thema von Thomas Reckert (Bobst Meerbusch GmbH). OneECG Tiefdruck vervollständigt die Extended Color Gamut Printing (ECG) bei Bobst. Es geht um den Druck mit bis zu 7 Farben (CMYK + Orange + Grün + Violett). oneECG steht für die vollständige digitale Automatisierung beim Druck im erweiterten Farbraum. Die Vorteile liegen in einer außergewöhnlich hohen Farbqualität und -konsistenz, der Flexibilität über Substrate hinweg, der Farbabstimmung mit nur geringen Anpassungen auf der Druckmaschine. Durch die vollständige Prozessautomatisierung sind die Abläufe unabhängig von den Fähigkeiten des Bedieners und führen zu einer hohen Maschinenverfügbarkeit, bei geringsten Materialeinsatz beim Rüsten der Maschine.

Zum Abschluss der Veranstaltung fasste Karsten Schröder wie immer gekonnt und unterhaltsam die Kernaussagen der Vorträge zusammen. Mit wieder steigenden Teilnehmerzahlen wird der Expertentreff auch im nächsten Jahr ein Highlight im Veranstaltungskalender der Verpackungsdrucker sein.

www.innoform-coaching.de

 

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