Im Interview: Benjamin Lux, Chief Technology Officer bei Actega und Markus Locher, Global Barrier Manager bei Actega, Business Line Paper & Board
In diesem Gespräch geht es um Nachhaltigkeit und wie sie die Welt um uns herum verändert – und die Märkte, in denen wir tätig sind. Es besteht kein Zweifel, dass die Verpackungsindustrie unter großem Druck steht, nachhaltiger zu werden, angetrieben sowohl von Marken als auch von Verbrauchern, die zunehmend umweltfreundliche Verpackungslösungen fordern.
Benjamin Lux (BL), Chief Technology Officer, und Markus Locher (ML), Global Barrier Manager, Business Line Paper & Board, sprechen über die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Allgemeinen und in der Verpackungsindustrie im Besonderen. Sie diskutieren Actega‘s Ansatz für Nachhaltigkeit und beleuchten die technischen, kommerziellen und regulatorischen Anforderungen an wasserbasierte Barrierebeschichtungen als eine Lösung für nachhaltigere Endprodukte.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?
BL: Seitdem ich in der Branche bin, spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. In den vergangenen 15 Jahren als ein sich entwickelnder Trend, aber nun ist das Thema erfreulicherweise darüber hinausgewachsen. Jetzt ist es eine grundlegende Anforderung und Erwartung des Marktes.
Als Entwickler und Industriepartner in diesem Bereich bedeutet dies auch für Actega große Veränderungen. Für uns ist es wichtig, genau zu verstehen, was uns an diesen Punkt gebracht hat. Zu wissen, warum Nachhaltigkeit so relevant ist und was wir erreichen wollen, hilft uns bei unseren aktuellen und zukünftigen Entscheidungen.
Wie wirkt sich der Wandel zur Nachhaltigkeit auf Unternehmen aus?
BL: Nachhaltigkeit wurde früher von Verbraucherwünschen bestimmt – und das ist auch heute noch so. Aber auch viele Markeninhaber legen immer mehr Wert auf nachhaltige Maßnahmen, und zwar nicht nur, um den Verbraucher zufriedenzustellen. Sie wissen, wie wichtig ein Umdenken für unseren Planeten ist, und dass dies auch für die langfristige Lebensfähigkeit und Rentabilität ihres Unternehmens gilt. Nachhaltigkeit ist nicht länger ein Nischentrend, sondern etwas, das diese Unternehmen wirklich angenommen haben und bei dem sie eine Vorreiterrolle einnehmen, insbesondere in der Verpackungsindustrie.
Ein großartiges Beispiel hierfür ist die neue »Plastics Economy«, ein multinationales Projekt von hunderten verschiedener Markeninhaber, die sich freiwillig dazu verpflichtet haben, in Sachen Nachhaltigkeit eine Vorbildfunktion zu übernehmen. Sie haben sich sehr ehrgeizige Ziele gesetzt und treiben die Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette voran, insbesondere im Bereich der Verpackung.
Mehr noch: Wenn wir uns die Aussagen dieser Markeninhaber ansehen, handelt es sich hierbei um bedeutende, mutige Verpflichtungen. Verpflichtungen, die über die reine Verpackung hinausgehen und die für andere Unternehmen Maßstäbe setzen können. Nachhaltigkeitsziele werden in die DNA und den täglichen Fokus einiger der größten Unternehmen der Welt übernommen.
Welche Schritte machen diese Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit?
ML: Globale Markeninhaber haben viele Initiativen ergriffen, um etwaige Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren. Doch eine der bedeutendsten, die wir beobachten konnten, ist der Trend hin zu mehr papier- und kartonbasierten Verpackungen. Ein weiterer Trend ist die Entwicklung von nachhaltigeren Barrierebeschichtungen. Wir sagen voraus, dass sich dieser Trend fortsetzen und schließlich den Großteil des Verpackungsmarktes ausmachen wird, da solche wasserbasierten Barrierebeschichtungen eine effektive, wirtschaftliche und wirklich nachhaltige Lösung für die Druck- und Verpackungsindustrie darstellen. Wenn sich Unternehmen zur Nachhaltigkeit verpflichten, werden sie sich mit neuen nachhaltigen Ansätzen befassen, während sie sich langsam von traditionellen Produkten und Techniken entfernen, die nicht mehr zweckmäßig sind.
Was bedeutet das für die Verpackungsindustrie im Bereich Barriere?
ML: Nun, es gibt viele Implikationen. Aber eine große Veränderung für die Branche wäre sicherlich der Ersatz von PE-beschichtetem Material. Dies ist das derzeit am häufigsten verwendete Produkt in der Welt der Barrieren, und das aus gutem Grund. Es ist in der Lieferkette gut etabliert und bietet eine großartige funktionale Leistung. Allerdings ist es nicht recycelbar, so dass ein Großteil davon auf Mülldeponien oder im Meer landet. Wir müssen einen adäquaten und nachhaltigen Ersatz dafür finden.
Welche weiteren Herausforderungen können wir erwarten?
BL: Eine der größten Herausforderungen bei der Suche nach neuen Lösungen ist die sich ständig verändernde und komplizierte regulatorische Landschaft. Die zuvor erwähnten Materialien haben bereits ein gut etabliertes regulatorisches Profil, was bedeutet, dass es einfacher ist, einen »Erste Hilfe«-Ansatz zur Lösung dieser Probleme anzuwenden, anstatt wirklich neue Produkte zu entwickeln – was wir jedoch tun müssen. Um also echten Fortschritt zu sehen und Veränderungen zu bewirken, müssen sich Unternehmen mit der Komplexität von Gesetzen, Richtlinien und Vorschriften auseinandersetzen.
Vorschriften in den USA zum Beispiel können sich je nach Region oder sogar Gemeinde ändern, was diesen Prozess unglaublich komplex macht. Actega verfügt derzeit über ein Netzwerk von globalen Experten für regulatorische Fragen, die sich täglich mit dieser Komplexität auseinandersetzen. Doch auch als globaler Anbieter ist eine solche Aufgabe für Actega eine große Herausforderung.
ML: Mit der neuen Richtlinie zu Einwegkunststoffen will die EU die negativen Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit reduzieren. Dies zeigt, wie wichtig dieses Thema in der heutigen Zeit ist. Im Gegensatz zu Produkten, die traditionell in der Verpackungsindustrie verwendet werden, sind Barrierebeschichtungen von Actega alle wasserbasiert, so dass die Substrate einfach und im großen Umfang unter Verwendung von Standardverfahren recycelt werden können.
Gibt es in Bezug auf Barrierebeschichtungen besondere Herausforderungen zu beachten?
BL: Etwas, das man immer berücksichtigen sollte, ist die Möglichkeit der Migration von Tinte/Farbe auf der Außenseite der Verpackung. Eine große Sorge für die Verpackungsindustrie ist, dass diese Druckfarben potenziell in das Verpackungsmaterial und dann in das Verbraucherprodukt gelangen könnten. Und da wir immer mehr Recycling-Papiere verwenden, ist es üblich, mehr Verunreinigungen innerhalb des Substrats zu finden, was es noch schwieriger macht, Materialien wiederzuverwenden und das Füllgut vor Verunreinigungen zu schützen – diese Herausforderung muss gelöst werden.
Was tut Actega, um diesen Wandel anzustoßen, und was glauben Sie, was die Zukunft bringen wird?
ML: Wir arbeiten eng mit anderen Unternehmen zusammen, um die besten Lösungen für die Branche zu finden und eine größere Wirkung zu erzielen. Dabei versuchen wir, alle Aspekte der Nachhaltigkeit vollständig zu verstehen und wichtige Säulen zu definieren, die auch andere Gesichtspunkte einbeziehen, die für den Erfolg einer Produktlösung wichtig sind.
BL: Im Wesentlichen sind wir bestrebt, durch die Einbindung nachhaltiger Lösungen eine positive Wirkung zu erzielen. Um dies zu erreichen, entwickeln wir derzeit neue Lieferketten, die dabei helfen, diese Technologien und Produkte zum Leben zu erwecken, indem wir mit Markeninhabern, Rohstofflieferanten und Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten. Wir hoffen, dass dieser partnerschaftliche Ansatz, bei dem wir die aktuell besten und innovativsten Technologien und Fachkenntnisse nutzen, dazu beitragen wird, eine bessere Zukunft zu gestalten. (Fotos: Actega)