Pier Luigi Sassanelli
Historiker bezeichnen das Ende unserer Abhängigkeit von Mensch und Tier und den Weg zur Industrialisierung als die 1. Industrielle Revolution. Die 2. Industrielle Revolution begann mit wichtigen Errungenschaften wie dem Ausbau der Elektrizität, der Erdölindustrie, des Stahlbaus und neuen Formen der Energieerzeugung. Das digitale Zeitalter mit steigender Vernetzung der Menschheit und immer höheren Rechenkapazitäten markierte die 3. Industrielle Revolution. Mittlerweile sind wir bereits mit der 4. Industriellen Revolution konfrontiert: Extreme Automatisierungsprozesse und neue Formen künstlicher Intelligenz.
Flexodruck: Der stetige Kampf ums Überleben
Das Thema Wertschöpfung bei der Herstellung von Flexodruckplatten ist weiterhin dominant. Hersteller von Verbrauchsmaterialien und Anlagen zur Weiterverarbeitung entwickeln innovative Lösungen für die Flexodruckindustrie, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.
Lean Management steht im Fokus innovativer Unternehmen – neue Technologien sollen dem Mangel an qualifizierten Mitarbeitern entgegenwirken und gleichzeitig neue Geschäftsfelder erschliessen, bessere Qualität und schnellere Reaktionszeiten ermöglichen. Mittlerweile ist das Messen von Qualität, Kosten und deren Wert als solcher eine echte Herausforderung. Bereits eine Thematisierung fällt schwer.
Flexodrucker befinden sich in Märkten, in denen Kunden Qualität unterschiedlich wahrnehmen und wertschätzen. Die Beteiligten unterliegen oft den Zwängen ihrer eigenen Kunden. Qualität und Nutzen stehen bei Entscheidungen nicht immer an erster Stelle. Die Flexodruckindustrie steht unter steigendem Konkurrenzdruck mit bestehenden und neuen Unternehmen – alle mit dem gleichen Qualitätsversprechen.
Wandel, Konkurrenz, Überraschungen und auch ein kleiner Schock
Wo anhaltende Innovation zum Standard wird, heisst die Antwort Modernisierung. Doch das Rad wird sich immer schneller drehen. Um konkurrenzfähig zu bleiben müssen Markteinführungen immer schneller erfolgen – unter wachsendem Druck. Unsere Erhebungen haben gezeigt, dass sich Key Player diesem Druck offensiver stellen. Und der auf ihnen lastende Druck ist demzufolge grösser als bei den Mitbewerbern. Der Konkurrenzkampf zwischen etablierten Flexodruckereien ist enorm hoch, neue Produktentwicklungen und Leistungen müssen sich immer schneller kapitalisieren.
Leistungsstarke Flexodruckereien wenden in der Regel die neuesten Technologien an, produzieren mit eigenen Standards und bieten Druckqualitäten, die immer weniger von den Fähigkeiten einzelner Mitarbeiter abhängen. Es gibt sogar Richtlinien über den Umgang mit Veränderungen – sowie interner als auch externer Natur.
Der Druck kommt aus allen Richtungen, aber Flexodrucker fürchten sich mehr vor den etablierten Mitbewerbern als vor Start-ups. Hier gibt es jedoch gewisse regionale Unterschiede.
Die meisten Flexodruckereien bewerten ihre Unternehmensentwicklung optimistisch, fast die Hälfte sieht eine beträchtliche Verbesserung der Qualität in den kommenden 2 Jahren. Dies gilt jedoch auch für die Mitbewerber.
Gründermentalität beschränkt sich nicht auf Start-up Unternehmen. Etablierte Unternehmen (älter als 10 Jahre) erneuern ihre Anlagen, passen ihre Strukturen und Prozesse an und entwickeln Maßnahmen, um aus neuen Ideen oder verbesserter Qualität schnell Kapital zu schlagen.
Die ewige Balance zwischen Wertschöpfung, Qualität und Schnelligkeit
Es gibt sie nicht: die schnelle Antwort oder Lösung der Balance zwischen Wertschöpfung, Qualität oder auch Schnelligkeit. Jedes Unternehmen hat seine eigenen Ziele, Prioritäten und Hürden.
Gleichbleibende Produktionsbedingungen bedeuten stets gleiche Ergebnisse. Hoher Produktionsdruck führt jedoch bei unveränderten Produktionsbedingungen zu Qualitätseinbussen.
Die Zeit ist reif für einen Wandel. Es müssen neue Wege eingeschlagen werden, um Fortschritte zu erzielen. Gewohnte Wege zu verlassen fällt oft schwer, aktives Handeln ist erforderlich, verbunden mit erhöhten Anforderungen und den damit verbundenen Risiken. Anstehende Investitionen sind eine weitere Hürde – ab jetzt steht man in der Arena der schnelllebigen Produktionsprozesse.
Investitionen in neue Technologien erfordern detailliertes Wissen über die neue Technologie und deren Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Unternehmens.
Der richtige Zeitpunkt
Die Entscheidung für den Einsatz neuer Technologien beruht auf der Steigerung der Produktivität und als Mittel zur Wachstumssteigerung. Wann ist der richtige Zeitpunkt? Wählt man ihn nicht richtig, kann der Einsatz neuer Technologie sogar kontraproduktiv sein.
Eines sollte nicht vergessen werden: Da sich die Technologie weit verbreitet verstärkt sich der Skaleneffekt, gleichzeitig erfolgt aber auch eine Wertverringerung. Dies wiederum hat Einfluss auf die Nachhaltigkeit jeder neuen Technologie.
Modularität bedeutet Flexibilität, die Zukunft des Flexodrucks heißt Automatisierung!
Mindestens ein Anbieter von Flexo-Druckplattentechnologie hat die bestehenden Probleme erkannt und entwickelte frei kombinierbare Einheiten, aus denen komplette und vollautomatisierte Systeme konfiguriert werden können. Einzelne Module können unabhängig voneinander gekauft und dann kombiniert werden. Das modulare System zeichnet sich durch standardisierte Einzelkomponenten aus, die über Schnittstellen miteinander verbunden werden und unterschiedliche, automatisierte Systeme bilden können.
Neben Kosteneinsparung und verschiedensten Kombinationsmöglichkeiten bietet die Modularität Flexibilität und Expansion. Automatisierung hingegen ist die Lösung wenn es um Geschwindigkeit und Standardisierung geht.
Sich ständig ändernden und wachsenden Kundenanforderungen können mit modularen Systemen viel effizienter entsprochen werden. Automatisierung hingegen ist der Ansatz, wenn es um Geschwindigkeit und Standardisierung geht. Modulare Systeme erfordern in der Regel kürzere Anlernzeiten. Automatisierung reduziert das Risiko von Bedienfehlern erheblich und bietet erhöhte Sicherheit.
Vertrauensvorschuss und Risikolimitierung
Wir unterliegen einem immer schnelleren Wandel. Der Erfolg der 4. Industriellen Revolution basiert auf Innovation und auf schnellem Handeln. Um ganz vorne mitmischen zu können und aus Chancen Geschäftsmodelle zu entwickeln, müssen Unternehmen in die passende Infrastruktur investieren. Vor allen Dingen aber bedarf es der Bereitschaft zum Wandel und Anpassung der Unternehmens-strukturen.
Erfolgreiche Vorreiter könnten anderen Unternehmen Hilfestellung leisten, um eventuell einige Fehler zu vermeiden.
Modularität und Automatisierung bieten Möglichkeiten zur Unternehmensentwicklung und Limitierung von Risiken. Es geht darum, Schritt halten zu können, den Wandel anzunehmen. Im Überlebenskampf können nur die Unternehmen gewinnen, die den Fortschritt aktiv mitgestalten. (Titelbild: Fotolia © aake 1150)
Über den Autor
Pier Luigi Sassanelli ist ein erfahrener Marketingfachmann in konsolidierten und aufstrebenden Volkswirtschaften. Er verfügt über ein ausgeprägtes Gespür für künftige Geschäftsmodelle und deren Umsetzung und arbeitet als strategischer Berater für verschiedene, global wie auch regional agierende Unternehmen im Bereich Nahrungsmittel und Verpackungsdruck. Sassanelli war 30 Jahre für DuPont tätig, zuletzt in den Bereichen DuPont Nutrition & Health, strategisches Marketing und Innovation, sowie für die DuPont Corporation. Hier war er für mitverantwortlich für das renommierte Excellence Programm und Mitgründer der globalen DuPont Marketing Akademie. Zuvor war er Marketing Manager, Global Manager für Unternehmenskommunikation und Global Equipment Business Manager für Cyrel. Besuchen Sie ihn auf Linkedin linkedin.com/in/sassanelli