VSKE Nach zwei (corona-bedingt) absagten Tagungen (Mai 2020, Braunschweig und November 2020, Unterschleissheim) und einer virtuellen Veranstaltung (Mai 2021, Wüzburg) könnte sich die VskE-Familie endlich mal wieder persönlich treffen. Vom 4.–6. November trafen sich wieder über 250 Teilnehmer in Köln. Tenor: Endlich mal wieder treffen.
Das Themenspektrum war wie immer bunt. Die Mischung macht’s.
Digitale Transformation – Fluch oder Segen?
Die Digitale Transformation erfolgreich zu meistern, ist zunehmend von existentieller Bedeutung – und dabei alles andere als trivial. Holger Fröbel (Geschäftsführer der Fröbel Medientechnik GmbH) beleuchtete eine Reihe von Aspekten und versuchte diese in Zusammenhang zu bringen. Was bedeutet eigentlich Digitale Transformation? Wo stehen Print und Packaging aktuell? Warum wird Agilität immer wichtiger? Was sind die Risiken, und wo liegen die Chancen? Neben Denkanstößen warf Herr Fröbel auch einen Blick auf die Praxis und versuchte konkrete Empfehlungen aus seiner Erfahrung als Solution Engineer bei der Realisierung von Digitalisierungsprojekten im Verpackungsdruck geben.
Low-Migration-konforme Etikettenproduktion im UV-Inkjet-Digitaldruck
Was benötigt ein Etikettendrucker für die Fertigung von Low-Migration-Aufträgen mit UV-Inkjet-Farben nach »Guter Herstellpraxis«, d.h. GMP-konform? Auf diese Frage gab Christoph Michel (Director Annuities & Supplies Digital Print bei Heidelberg – Patrizio Vaninetti, Vertriebsleiter für Zentraleuropa bei Gallus war verhindert) in seinem Vortrag die Antwort aus Sicht des Druckmaschinenherstellers Gallus. Erste Säule dieser GMP-konformen Lösung ist das Drucksystem Gallus Labelfire mit einer umfassenden Ausstattung für die Ausführung von Low-Migration-Aufträgen. Die zweite Säule bildet die neue Generation an UV-Farben, mit der Heidelberg die migrationsrelevanten Eigenschaften durch die sorgfältige Auswahl geeigneter Rohstoffe optimiert hat, ohne dabei die Jet-Fähigkeit der UV-Inkjet-Farbe zu beeinträchtigen.
Was gibt es Neues bei den Rasterwalzen?
Die spezifische Gravur der Rasterwalze ist für die Übertragung von ganz verschiedenartigen Druckfarben verantwortlich und somit ein sehr wichtiges Prozesselement im Flexodruck. Auch die große Anwendungsbreite dieses Verfahrens und die ständig wachsenden Qualitätsanforderungen weisen der Rasterwalze und ihrer Zellgravur eine zentrale Rolle zu. Holger Nenstiel (Zecher GmbH) vertrat seinen Kollegen Jörg Rohde und gab einen Einblick in den Aufbau und die Gravur-Technologie der keramischen Rasterwalze. Er beleuchtete außerdem den Aspekt der »Standardisierung« mittels einer innovativen Zellform im Vergleich zur hexagonalen 60-Grad-Gravur. Abgerundet wurde der Beitrag durch Hintergrundinformationen, inwieweit Form und Anordnung der Zellen den Farbübertrag beeinflussen.
Sauber druckt gut! Reinigung von Rasterwalzen
Auch hier war der vorgesehen Referent von LaserEcoClean verhindert und wurde durch Ina Postulka vertreten. Saubere Rasterwalzen mit einem konstanten Schöpfvolumen erleichtern das Leben eines Druckers wesentlich, da er sich um andere Prozesse kümmern kann. Makulatur- und Rüstzeiten sinken. Bei der Entscheidung für ein Reinigungsverfahren geht es um Kosten, Reinigungsgeschwindigkeiten, Qualität und Umweltfreundlichkeit. Jedes Verfahren hat gewisse Vor- und Nachteile.
Die Referentin erklärte die Notwendigkeit des regelmäßigen und kontrollierten Reinigungsprozesses, damit die eingesetzten Rasterwalzen stets eine gleichmäßige und reproduzierbare Farbschicht übertragen. Bei der Optimierung dieser internen Prozesse spielt die Automatisierung, Speicherung und Nutzung von Daten eine zentrale Rolle.
Nachhaltige Etiketten aus Sicht der Druckfarbe – Ein Überblick
Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht erst seit der Festlegung der EU-Recyclingziele in aller Munde. Insbesondere Kunststoffverpackungen stehen im Mittelpunkt. Neben der eigentlichen Funktion stellt sich daher zunehmend die Frage, was mit einer am Ende ihres Lebenszyklus passiert. Dr. Jochen Schneider (Manager F&E Druckfarben) zeigte in seinem Vortrag anhand verschiedener Beispiele auf, welche Standards und Anforderungen es heute schon gibt, was in Zukunft noch kommen kann und was dies für gedruckte Etiketten bedeuten könnte.
Innovative Wege in die Circular Economy
Die gesetzliche Vorgabe für die Wiederverwertung von Verpackungen, insbesondere aus Kunststoffen, sind 50–65% bis 2025 und 55–70% bis 2030. Etliche Verbunde und viele wichtige Spezialitäten können nicht recycelt werden. Die thermische Verwertung mit Freisetzung von CO2 ist heute die Folge.
Aus der Rohstoffauswahl für Etiketten sind die hohen Qualitätsanforderungen bekannt, um Produkte hinreichend zu schützen. Diese Stoffe führen in einem neuen Kreislauf zu ebenso wertvollen Eigenschaften. Etikettenabfälle geben in Beton neue Möglichkeiten, so Claus Welles, Xproducts Deutschland GmbH. Innovative Baustoffhersteller haben geniale Eigenschaften für neue Produktgenerationen entdeckt. Die stoffliche Verwertung von Etikettenabfällen in Betonwaren bietet ein vollständiges Recycling.
Öko-Fußabdruck – Vergleich: Druck auf Papier-/Polymersubstrat versus Druck auf Objekt
Wie lässt sich der ökologische Aspekt von Produktionssystemen vergleichen? Der Vortrag beschrieb eine an der Universität von Grenoble entwickelte Methode den ökologischen Fußabdruck von Druck zu ermitteln. Es vorgestellt wurde der Vergleich von Verpackungsprodukten beispielhaft für den Druck auf Papier- und Polymersubstrat. Dr. Michael Has, der als Distinguished Professor am Institut für Papier, Print Media und Biomaterialien der Universität von Grenoble/F unterrichtet, zeigt die Bedeutung von Einflussgrößen wie Energiefluss, Ressourceneinsatz, Wiederverwertung und Logistik auf. In die Analyse floss der Fertigungsprozess bis zum Recycling ein. Abgerundet wurde die Thematik mit einer Einschätzung, welche Aspekte die jeweiligen Ökobilanzen dominieren.
Innere Sicherheit und Wirtschaftsschutz
Jörg Peine-Paulsen (Dipl.-Ing. (FH) Nachrichtentechnik) arbeitete ca. 25 Jahre in verschiedenen Behörden in diversen EDV-Bereichen. Wesentliche berufliche Aspekte sind hierbei die Leitung einer EDV-Stelle und umfangreiche Software-Engineering-Tätigkeiten. In der vergangenen Jahren hat Peine-Paulsen seinen beruflichen Fokus als Informationssicherheitsbeauftragter und danach als Berater im Wirtschaftsschutz zu 100% in den Bereich Security gestellt. Aktuell arbeitet er im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, Abt. 5, Verfassungsschutzbehörde. Dort ist er im Bereich Wirtschaftsschutz (präventive Spionageabwehr) tätig. In einem sehr launigen und amüsant vorgetragenen Vortrag lenkte er die Aufmerksamkeit auf Themen wie Big Data, IT-Risk- und IT–Security-Management.
Bullshit 4.0 – Wo steckt die Revolution in der Digitalisierung
Vor dem Reden kommt das Tun. Bei Christoph Holz war das ein Studium in Raumfahrttechnik und Informatik. Außerdem ist er Start-Up-Gründer, Business Angel, Silicon Valley-Entrepreneur, Investor und ein echter Cyborg. Er hat Lehraufträge im Bereich Digital Business an Hochschulen und begleitet Unternehmen bei ihren technologischen Transformationen.
Als Redner lässt Christoph Holz dieses Wissen unterhaltsam, informativ und motivierend in seine Vorträge einfließen. Er stellt dabei stets den unternehmerischen Menschen und seine Fähigkeiten vor die Technologie – spannend und unterhaltsam erzählt, aus der Praxis, mit überraschenden Beispielen und humorvollen Perspektiven.
Natürlich kamen weder die organisatorischen Regularien – Bericht der Geschäftsführung und der Schatzmeisterin – sowie Networking und Geselligkeit nicht zu kurz.
Als Termine für die nächsten Tagungen sind geplant:
- 14. Mai 2022: Bad Gögging
- –5. November 2022: Leipzig
- 22. April 2023: Altensteig-Wart
- 18. November 2022: Würzburg (Foto: Klos-Geiger)