FINAT Die neueste Ausgabe des halbjährlichen Marktmonitors »Finat Radar« bestätigt die Anzeichen für eine Abkühlung des Etikettenmarktes.
Der Verbrauch von selbstklebenden Etikettenmaterialien in Europa betrug in 2018 insgesamt knapp 7,5 Mrd. m² (+1,4%). 2018 setzte sich die Verlangsamung fort, die sich im Laufe des Jahres 2017 abzeichnete, als der Markt um 4,7% wuchs und damit unter den durchschnittlichen 5% plus jährlichen Wachstumsraten lag, die seit dem Tiefpunkt der letzten Rezession im Jahr 2011 verzeichnet wurden.
Zum ersten Mal seit Beginn des Jahrzehnts gab es ein gemischtes Bild der Wachstumsraten der Etikettennachfrage in ganz Europa. Während führende Märkte wie Deutschland und Frankreich moderate Wachstumsraten von unter 0,5% verzeichneten, erzielten mehrere südliche und östliche EU-Märkte weiterhin überdurchschnittliche Wachstumsraten zwischen 2,5% und 4%, während die Schwellenländer in Russland und der Ukraine starke Wachstumsraten von über 6% verzeichneten.
Im Gegensatz dazu, an den gegenüberliegenden Enden des Kontinents: Großbritannien und die Türkei verzeichneten ein negatives Wachstum von mehr als 1% bzw. 4,5%, obwohl dies gegen Ende 2018 und Anfang 2019 ein Pre-Brexit-Effekt (Lagerhaltung) in Großbritannien war, der zu einer Erholung der Haftmaterialnachfrage führte.
Angesichts der starken historischen Korrelation zwischen Haftmaterialnachfrage und BIP-Entwicklung ist die Verlangsamung der Etikettenindustrie nach Jahren der makroökonomischen Erholung ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Unsicherheit. Dennoch bleiben die Aussichten für die Selbstklebeetiketten- und Schmalbahnverpackungsindustrie gesund.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten wuchs der europäische Selbstklebeetikettenmarkt um den Faktor 2,5; angeführt von der kontinuierlichen Entwicklung der Etikettenmärkte in Osteuropa, von Innovationen in der Drucktechnologie für variable Informationen, und der hochwertigen Produktdekoration. Osteuropa macht inzwischen fast ein Viertel des europäischen Etikettenmarktes aus (nahezu eine Verdoppelung des Marktanteils in 15 Jahren), während sich hochwertige folienbasierte Etikettenmaterialien dem Zielwert von 30% der gesamten Etikettennachfrage in Europa nähern.
Die Ausgabe 11 des »Finat Radar« basiert auf einer Umfrage unter 80 Etikettenkonvertern in den verschiedenen Regionen Europas. Die Ergebnisse der Umfrage spiegeln das obige Bild wider, da das Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr in den meisten Regionen rückläufig ist und mit 4,9% das niedrigste seit dem Basisjahr 2013 der Umfrage war. Auch die Wachstumsraten pro Top-3-Endsegment haben sich zwischen 2017 und 2018 deutlich verschoben. Während 2017 das Jahr des Wachstums des »Non-Prime«-Labels (VIP) war, zeigte 2018 eine stärkere Performance in den wichtigsten Labelsektoren (mit Ausnahme der Industriechemie).
Erstmals seit Beginn von »Finat Radar« gab es in einigen Segmenten Rückgänge. Die Rückmeldungen der Verarbeiter zeigen auch, dass die Unternehmen 2019 vorsichtiger sind, da nur 10–15% der teilnehmenden Verarbeiter planen, in diesem Jahr eine konventionelle oder digitale Druckmaschine zu kaufen. Die Kaufprognosen für Investitionsgüter sind für 2020 deutlich höher, bei anhaltend ungünstigen innen- und außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen kann die Vorsicht der Verarbeiter in absehbarer Zeit anhalten.
Kurzfristig gesehen schien das 1. Quartal 2019 jedoch auf eine Erholung hinzudeuten, wobei die Nachfrage nach selbstklebendem Rollenmaterial im Vergleich zum 1. Quartal 2018 um 4,2% stieg.
Über die Selbstklebetechnik hinaus ist es interessant, dass 3% der Befragten angaben, dass sie derzeit bereits im Bereich der flexiblen Verpackungen tätig sind. Auch Shrink Sleeves und Rundumetiketten gehören zum Produktportfolio von mehr als 25% der Etikettendrucker. Und das Interesse an einer Diversifizierung in andere Bereiche nimmt weiter zu, insbesondere in Bereichen wie Beutel und Linerless-Etiketten.
Finat-Präsident Chris Ellison sagte: »Eines der entscheidenden Elemente für die Geschäftsentwicklung ist die Verfügbarkeit aktueller Marktinformationen. Wie wir in Kopenhagen/DK während des European Label Forum gesehen haben, sehen wir uns nach aufeinanderfolgenden Jahren mit überdurchschnittlichem Wachstum seit den ersten Jahren des Jahrzehnts mit wirtschaftlicher Unsicherheit konfrontiert, die zu einer Verlangsamung führt. Die Radar-Berichte sind ein wertvolles Instrument für unsere Mitglieder, um die Besonderheiten nach Regionen und vertikalen Marktsegmenten aus der Sicht des Etikettenkonverters zu beurteilen.«
Zum ersten Mal gibt es auch einen Abschnitt, um den Status des Recyclings in der Branche zu überprüfen. Ellison fuhr fort: »Wie wir bei den Roundtables mit Etikettenverarbeitern im ELF gesehen haben, stehen Nachhaltigkeit und Recycling ganz oben auf der Agenda der Führungskräfte der Etikettenbranche. Die anstehenden Themen (Sensibilisierung durch Bildung und Lobbyarbeit, Organisation der Logistik und Sicherstellung der technischen und wirtschaftlichen Tragfähigkeit von Sammel- und Verwertungslösungen) gehen über den Rahmen der einzelnen Unternehmen hinaus und erfordern einen gemeinsamen Ansatz unter Einbeziehung aller Interessengruppen.« (Grafik: Finat)
