Bobst, Revo, Farbmanagement

 

Markenartikelhersteller investieren Millionen in ihre Logos, in ihre Farbkonzepte und in die Gestaltung ihrer Verpackungen. Für sie ist eine konsistente Präsentation ihrer Marken von strategischer Bedeutung. Werden Markenfarben auf unterschiedlichen Verpackungen oder an anderer Stelle gegenüber Kunden nicht konsistent wiedergegeben, könnte das auf Qualitätsmängel schließen lassen, zu Verwechslungen führen und die Treue der Kunden gegenüber Marken beeinträchtigen.

 

Bis vor Kurzem war es eine große Herausforderung, durchgängige Farbkonsistenz zu erreichen. Die Vielfalt unterschiedlicher Druckprozesse, Druckfarben und Bedruckstoffe machte eine konsistente Farbwiedergabe für Markenartikel- und Verpackungshersteller zu einer großen Herausforderung. Einige Bedruckstoffe wie Karton und Wellpappe absorbieren Druckfarben stärker. Das kann sich darauf auswirken, wie die Farben der Bedruckstoffe mit den Druckfarben interagieren und so die Farbtöne der gedruckten Farben beeinflussen. Über die Bedruckstoffe hinaus müssen die Unterschiede zwischen den Druckprozessen – angefangen beim Offset- über den Flexo- und Tiefdruck bis hin zum Digitaldruck – berücksichtigt werden, die jeweils mit unterschiedlichen Druckfarben arbeiten.

Somit ist eine konsistente Farbwiedergabe für Verpackungsdrucker und -hersteller gleichermaßen eine große Herausforderung.

»Für Markenartikelhersteller bekommt das Thema zunehmend Priorität«, erklärt Federico D’Annunzio, bei Bobst Leiter Produktentwicklung DigiColor Technology. »Vor diesem Hintergrund gewinnt das Farbmanagement stetig an Bedeutung. Es ist längst zu einem strategischen Faktor geworden. Und es reicht nicht mehr aus, wenn mit dem menschlichen Auge wahrgenommene Farben scheinbar passen. Die Hersteller der Branche haben innovative Instrumente entwickelt, mit denen sich Pantone-Farbe präzise messen lassen. Verpackungshersteller können vor diesem Thema nicht die Augen verschließen. Und es ist unsere Aufgabe als Anbieter von Maschinen und Serviceleistungen, hier innovative Lösungen zu entwickeln, die den Herausforderungen gerecht werden.«

Konsistente Farbwiedergabe – der Druck mit festem Farbsatz und darüber hinaus
Bobst hat die Dringlichkeit dieser Herausforderungen bereits vor Jahren erkannt und mehrere Initiativen auf den Weg gebracht, um Lösungen zu finden.

Ein Beispiel ist das REVO-Projekt. Bei ihm handelt es sich um eine ambitionierte Initiative der Flexodruckbranche, an der viele Partner beteiligt sind. Sie strebt die »digitale« Standardisierung und Automatisierung des Flexodruckprozesses an – von der Druckvorstufe bis zur Auslieferung der Drucke. Eine konsistente Farbwiedergabe ist hierbei ein wesentliches Element.

Beim Druck mit festem Farbsatz mit sieben Farben – entwickelt vom REVO Technology Team führender Lieferanten der Branche – handelt es sich um einen inzwischen etablierten, schlüsselfertigen DigiFlexo-Prozess, der von der Druckvorstufe bis zu den fertigen Druckprodukten reicht. Über REVO hinaus ist Bobst noch in andere Partnerschaften mit Unternehmen der Branche involviert. Auch diese verfolgen das Ziel, im Druck mit festem Farbsatz optimale Ergebnisse zu erreichen. Das gilt unter anderem für smartECG mit dem Fokus auf die Herstellung flexibler Verpackungen.

Der Druck mit festem Farbsatz arbeitet – über die Prozessfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz (CMYK) hinaus – mit den drei zusätzlichen Farben Orange, Grün und Violett (OGV). Damit deckt er 90% der Pantone-Farbpalette ab gegenüber bislang 60%. Aus diesem Grund müssen Druckereien keine großen Mengen an Sonderfarben bevorraten – die meisten Farbpositionen können ohne Sonderfarben generiert werden. Bei Bedarf besteht aber nach wie vor die Möglichkeit Sonderfarben hinzuzufügen.

Die Digitalisierung der Farbabstimmung macht die Forderung nach Übereinstimmung zwischen gedruckten Farben und vorgegebenen Referenzwerten möglich. Mit dem neuen DigiColor-System (siehe unten) können Markenartikelhersteller Farben mit Hilfe digitaler Versionen der fertigen Druckerzeugnisse validieren. Das heißt: Markenartikelhersteller können sich bei ihren Verpackungen auf eine weltweit perfekte Farbabstimmung verlassen – unabhängig vom geografischen Standort von Druckereien oder den Fähigkeiten der Maschinenführer.

Bobst, Revo, Farbmanagement»Vom ersten Tag an erfolgreich«
»Nutzen Verpackungshersteller ein REVO-Paket, können sie vom ersten Tag an erfolgreich den Druck mit festem Farbsatz nutzen«, erklärt D’Annunzio. »REVO-Pakete umfassen eine Inline-Farbmessung und eine Standardisierung aller Elemente des Drucks einschließlich Druckplatten, Rasterwalzen, Druckfarben, Druckvorstufe, Bedruckstoffe und Druckkontrolle. Das macht die konsistente Farbwiedergabe möglich. Wir bieten Verpackungsherstellern auch Informationen und Unterstützung an, damit sie den Druck mit festem Farbsatz möglichst reibungslos und schnell einführen können.«

Das jüngste Beispiel einer für den Druck mit festem Farbsatz geeigneten Zentralzylinder-Flexodrucklösung von Bobst ist die 20SEVEN. Bei ihr wurden das mechanische Design und die Prozesssteuerung erheblich verbessert. Damit deckt diese Maschine in idealer Weise die Anforderung des Drucks mit festem Farbsatz mit sieben Farben ab.

2017 hat Bobst Mouvent gegründet, sein Kompetenzzentrum für den Digitaldruck. Mouvent hat bereits mehrere Druckmaschinen vorgestellt, die bei hoher Produktionsgeschwindigkeit und vollständiger Farbkonsistenz bis zu sieben Farben auf eine Vielzahl verschiedener Bedruckstoffe drucken – auf Papier, auf selbstklebende und Nassleim-Etiketten sowie auf flexible Materialien.

Farbkonsistenz auf Wellpappe?
Wie sieht es mit Wellpappe aus? Beim Flexodruck auf Wellpappe ließen die Qualität und Farbkonsistenz bislang häufig zu wünschen übrig. In aller Regel waren anspruchsvollere grafische Designs und Farbgestaltungen sowie Bilder in Fotoqualität nicht möglich. Damit nicht genug: Je nachdem sind die Kosten der Druckfarben und Druckplatten sehr hoch. Werden die Designs der Verpackungen geändert, müssen neue Druckplatten hergestellt werden.

Um das zu ändern, hat Bobst die THQ (Très Haute Qualité) FlexoCloud-Technik eingeführt. Gemeinsam mit seinem Industriepartner Graphilabel wurde eine wegweisende Lösung erarbeitet, die in einem Vierfarbprozess eine große Farbpalette abdeckt, im Druck von Vollflächen eine perfekte Farbdichte erzielt und auf einer Vielzahl von Kraftlinern eine hervorragende Druckqualität ermöglicht. Sie ermöglicht einen extrem präzisen Druck minifeiner Positiv- und Negativ-Schriften sowie glatte Verläufe von 0 bis 100%.

DigiColor – das weltweit erste System mit geschlossenem Regelkreis
2019 stellte Bobst mit DigiColor das erste System für die Farbsteuerung mit geschlossenem Regelkreis der Flexodruckbranche vor (Meldung vom 18. April 2019). Die Farbe wird inline gemessen und in jedem Druckwerk angepasst, damit sie den Zielfarbwerten entspricht. Jede der sieben Druckfarben wird in einen helleren sowie einen dunkleren Farbton aufgeteilt und inline gemischt, um den angestrebten Delta E-Wert zu erreichen. Sofern erforderlich, kann DigiColor während des Drucks feinste Anpassungen vornehmen. Wenn der Untergrund zum Beispiel eine größere Farbmenge absorbiert als erwartet und der Delta E-Zielwert nicht erreicht wird, nimmt das System automatisch eine Anpassung vor und verwendet mehr von dem dunkleren Farbton, um für eine perfekte Farbtongenauigkeit und eine perfekte Einhaltung des Farbabstands Delta E zu sorgen. Eine solche Flexibilität im Farbmanagement war bisher nur im Digitaldruck und teilweise im Offsetdruck möglich. Nun gibt es sie auch im Flexodruck.

DigiColor vervollständigt den Weg, den Bobst hin zur kompletten Digitalisierung des Flexo-Prozesses geht. Der Druck, das Register und nun auch die Farbe werden mit der digitalen Automatisierung gesteuert (Sensoren, Servoantriebe, künstliche Intelligenz). Der Digitaldruck und der digitale Flexodruck werden weitgehend kompatibel und von der Leistung her auch bei kleinen Auflagen vergleichbar.

Bei DigiFlexo ist es erstmals möglich, Druckerzeugnisse in digitale Dateien zurück zu wandeln, um sie mit den originalen digitalen Dateien zu vergleichen. Die Druckmaschine extrahiert digitale Werte aus den Druckjobs und erzeugt „digitale Zwillinge“ der Originaldateien. So können Markenartikelhersteller erstmals »digitale Zwillinge« prüfen und die Farben anhand der digitalen Originaldateien validieren. Vorbei sind die Zeiten des Ratens. Es zählen nur noch Fakten. Das schließt tatsächlich den Regelkreis, der mit digitalen Dateien beginnt, die Produktion der Druckaufträge per digitaler Automatisierung ausführt und die Ergebnisse anhand anderer digitaler Dateien validiert.

»Sowohl von den Verpackungsherstellern als auch von ihren Kunden aus der Markenartikelindustrie, die unsere Innovationen einschließlich der REVO-Druckmaschinen schon nutzen, bekommen wir das Feedback, dass sie mit der erreichten Farbkonsistenz sehr zufrieden sind«, so D’Annunzio. »Mit DigiColor gehen wir jetzt den nächsten Schritt – das Erreichen einer hervorragend konsistenten Farbwiedergabe, aber mit einem vollkommen automatisierten Prozess. Das ist ein großer Entwicklungsschritt und ich glaube, er wird die Steuerung einer konsistenten Farbwiedergabe in der Druck- und Verpackungsindustrie revolutionieren.« (Fotos: Bobst)

www.bobst.com

 

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