Unter dem Motto »Weniger ist mehr« präsentierte das 22. Inno-Meeting zukunftsorientierte und nachhaltige Ansätze in der Entwicklung flexibler Minimalverpackungen. Die Fachtagung zeigte am 12. und 13. Februar 2025 in Osnabrück/D, wie innovatives Design, neue Materialien und modernste Technologien den Ressourcen- Einsatz bei Verpackungen minimieren und die Umwelt entlasten, ohne Einbußen bei Funktionalität oder Ästhetik.
Dieter Finna · www.pack-consult.org
In einer Zeit, in der Umweltschutz unverzichtbar ist, ist die Optimierung von Verpackungen eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Dies spiegelt sich in gesetzlichen Vorgaben nieder, auf die die Industrie Antworten gibt. Welche minimalistischen Verpackungslösungen daraus entwickelt wurden, zeigte das 22. Inno-Meeting in Osnabrück/D. Karsten Schröder führte als Veranstalter und Moderator durch ein inspirierendes Programm, das unter dem Motto »Minimalverpackung Flexpack – Trends und Technologien 2025« die Teilnehmenden mit wertvollen Impulsen versorgte und in lebhaften Diskussionen mitnahm.
Dr. Andreas Grabitz (FCMExperts) gab einen Überblick über die »Regulatorischen Herausforderungen 2025« für Lebensmittel-Kontaktmaterialien und stellte zentrale Punkte der Verordnung (EU) 2024/3190 vor. Diese verbietet weitgehend Bisphenol A (BPA) und andere als gefährlich eingestufte Bisphenole. Hersteller müssen Konformitätserklärungen ausstellen, während wenige Ausnahmen sehr strengen Auflagen unterliegen.
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Zudem ging er auf die PPWR 2025/40 ein, die PFAS-Grenzwerte festlegt, Anwendungen wie z.B. bei Pizzakartons verbieten und Verpackungen in drei Stufen klassifiziert. Ab 2030 müssen alle Verpackungen zu mindestens 70 % theoretisch recyclingfähig sein. Ab 2035 muss dies auch im industriellen Maßstab umgesetzt sein. Ab 2038 wird dieser Anteil auf 80 % angehoben. Zudem werden verbindliche Quoten für die Verwendung von Recycling-Kunststoffen in bestimmten Verpackungen vorgeschrieben, was neue Materialien und Prozesse erfordern wird.
Ralf Küsters (LyondellBasell Industries) stellte Alternativen zu fluorhaltigen Prozesshilfen vor. Die hierin verwendeten PFAS-Verbindungen führten zum Start verschiedener Verbotsverfahren innerhalb der EU. Für die unterschiedlichen Anforderungen in der Blas- und Gießfolien-Extrusion hat das Unternehmen eine Produktreihe mit der Bezeichnung PolybatchPPA entwickelt, die fluorbasierte Verarbeitungshilfsmittel ersetzt. Diese Reihe enthält Produkte, die die Polyethylen-Verarbeitung verbessern, indem sie Schmelzbruch z.B. bei der LLDPE-Blasfolienextrusion verhindert oder den Materialaufbau an der Düse bei der LDPE- und LLDPE-Folienextrusion verringern. Die Produktreihe ist konform mit den lebensmittelrechtlichen Anforderungen in den USA (FDA) und der EU-Behörden.
Simone Schillo (BASF SE) präsentierte zu dem nachhaltigen Polyamid Portfolio von BASF wissenschaftlich fundierte Fakten sowie überzeugende Argumente zur Recyclingfähigkeit von Polyamid-haltigen Mehrschichtverpackungen. Der Einsatz von Polyamiden leistet einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung, da durch dünnere Ausführungen von Mehrschichtverpackungen Verpackungsabfälle reduziert werden können.
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Studien des unabhängigen Instituts cyclos-HTP GmbH belegen, dass coextrudierte PE/PA Folien, die mit Haftvermittlern (PE-g-MAH) ausgestattet sind, ohne Prozessanpassungen in bestehende PE-Recyclingströme integriert werden können. Dadurch stellen Polyamide keine Störstoffe im mechanischen Recyclingprozess dar, sondern sind wertvolle Materialien, die nachhaltige Verpackungslösungen und die Kreislaufwirtschaft fördern. In bestimmten Fällen können PA-PE Rezyklate heutige PE-Folien ohne Rezyklat sogar fester machen.
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Rezyklate in (Lebensmittel-) Folienverpackungen
Leonid Liber (Coperion GmbH) erläuterte in seinem Vortrag die Herausforderungen beim Recycling von Kunststofffolien. Der Fokus lag auf den Bereichen Material Handling und Compounding. Durch die patentierte Seitenbeschickung ZS-B MEGAfeed können Folienflakes geringer Schüttdichte betriebssicher und gravimetrisch dem ZSK-Doppelschneckenextruder zugeführt werden. Dort wird durch das optimierte Scherprofil die Gelbildung um bis zu 90% reduziert, volatile Bestandteile entgast, und dadurch die Folienqualität optimiert. So entstehen durch eine optimierte Sortierung, Aufbereitung und mögliche Additivierung hochwertige Rezyklate, die Primärkunststoffe in (Lebensmittel-) Verpackungen ersetzen können.
Dr. Elisabeth Pinter (Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik – OFI) veranschaulichte in ihrem aus Wien zugeschalteten Vortrag, welche Analysen hinter der Prüfung von Lebensmittelverpackungs-Rezyklaten stehen. Aufgrund einer Vielzahl möglicher Verunreinigungen muss die Dekontaminierungseffizienz der Prozesse durch Challenge-Tests und umfangreiches Monitoring überprüft werden. Dies erfolgt u.a. mittels chemischer Analytik in Kombination mit In-vitro-Bioassays.
Im Forschungsprojekt SafeCycle wurden über 600 Kunststoffe aus Virgin- und Rezyklat Materialien untersucht. Dabei zeigten einige Proben auffällige Effekte im Ames-Test, wie z.B. Nitrocellulose-basierte Farbensysteme nach dem Recycling, die jedoch nicht als einzige Quelle Effekte aufwiesen. Als Lösung bietet sich Deinking/Delabelling an, wofür weitere Forschung erforderlich und geplant ist.
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Naoko Kobayashi (Mitsubishi Gas Chemical) präsentierte in ihrem Vortrag den Einsatz des Barriereklebstoff Maxive für Monomaterial-Verpackungen. Er bietet auf Basis von 2K-Poly-Epoxid- sowie Polyaminharz exzellente Gasbarriere-Eigenschaften, ausgezeichnete dufthaltende Eigenschaften und hohe chemische Beständigkeit. Als lösemittelbasierter Laminierklebstoff erreicht er Barrierewerte herkömmlicher Hochbarriere-Verbunde bei besserer Recyclingfähigkeit. Dank hoher Beständigkeit eignet er sich für Lebensmittel- und Kosmetikverpackungen. Der Barriereklebstoff wurde für europäische Recyclingstandards entwickelt und befindet sich in der Zertifizierungsphase. Er reduziert Materialeinsatz und Umweltbelastung und stellt eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Mittel-/Hochbarriere-Laminaten mit EVOH, AlOx, Metallisierung etc. dar. Ist das der lang ersehnte Game-Changer?
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André Altevogt (Follmann GmbH & Co. KG) präsentierte die Vorteile und Herausforderungen wasserbasierter Druckfarben. Diese sind umweltfreundlich, VOC-frei und ermöglichen hochwertige Drucke auf Papier- und Kunststoffverpackungen. Er widerlegte Vorurteile wie hohe Kosten in Einkauf und Energie, schlechte Druckqualität, Geruch und höheren Reinigungsaufwand. Moderne Systeme erfüllen die gleichen Maschinenanforderungen wie Lösemittelfarben und erreichen Geschwindigkeiten bis 800 m/min. Zudem verbessern sie das Recycling, indem sie Stippenbildung und Geruch reduzieren, was ihre Nachhaltigkeit im Verpackungsdruck stärkt. Der erforderliche Change-prozess von Lösemittelsystemen wird durch Follmann bei Interessenten kompetent begleitet.
Frederik Petzold (Windmöller & Hölscher KG) stellte eine Konzeptstudie zur Entwicklung einer recyclingfähigen Kaffeeverpackung vor, die zusammen mit Siegwerk und Saueressig durchgeführt wurde. Ziel war die Substitution herkömmlicher Triplexverbunde aus PET/Alu/PE durch eine Monomaterial-Lösung auf Basis von MDO-PE mit EVOH-Barriere. Herausforderungen betrafen die Tiefdruckfähigkeit, Temperatur- und Bahnspannungsmanagement sowie die Farbsystemwahl. Technische Lösungen wie Supergrip-Leitwalzen und präzise Kühlwalzen-Temperaturregelung sowie Präzise Registerregelung verbesserten die Verarbeitung. Das PU-Farbsystem erforderte Anpassungen zur Vermeidung von Tonen im Spitzlichtbereich. Der Feldversuch zeigte erfolgreiche Druckergebnisse bei 400 m/min Druckgeschwindigkeit im Tiefdruck und bestätigte das Potenzial von MDO-PE als nachhaltige Verpackungslösung.
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Eugenia Spies (Siegwerk) präsentierte den Status quo im »Recycling von Druckfarben« für flexible Verpackungen. Aufgrund neuer EU-Vorgaben werden NC- und PVC-haltige Farben eingeschränkt. Siegwerk entwickelte eine innovative PU-basierte Farbserie, die die Vorteile von NC-Systemen in Beständigkeit, Verdruckbarkeit und Druckgeschwindigkeit mit Recyclingfähigkeit kombiniert und die den RecyClass-Richtlinien mit seinen Umsetzungsvorgaben sowie dem deutschen Mindeststandard entsprechen. Zudem ermöglicht der Deinking Primer CirKit ClearPrime DP 6300 eine effiziente Entfärbung für transparente Rezyklate.
Druckvorstufe und Druckzylinder für mehr Nachhaltigkeit im Druckprozess
In seinem Vortrag erläuterte Ingo Büning, wie Saueressig als Reprodienstleister und Druckformhersteller Kunden in der Entwicklung nachhaltiger Verpackungen unterstützt. In der Konzeptstudie mit W&H und Siegwerk erfolgte dies durch ein optimiertes, reduziertes Verpackungsdesign, den Einsatz von 7C-Farbsystemen und Golddarstellungen ohne Metallicfarben. Im Tiefdruck sorgten speziell angepasste Zylinderspezifikationen für einen minimalen Farbauftrag, vorzugsweise mit PU-Farben, die die Recyclingfähigkeit von Monomaterial-Verpackungen verbessern. Zusätzlich steigert die Langlebigkeit der Tiefdruckzylinder die Effizienz. Lightweight-Zylinder reduzieren den Materialeinsatz, während die vollständig digitalisierte Endkontrolle cLynx ohne Farbe und Druckmaterial auskommt.
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Thomas Fickler (Multivac) zeigte die Vorteile des innovativen Cooling@Packing-System für das Verpacken von Backwaren auf. Im Gegensatz zur herkömmlichen Kühlspiral- und Tunnelkühlung nutzt es Vakuum zur sofortigen Kühlung. Beim Vakuumieren einer Kammer wird die produkteigene Feuchtigkeit der Backwaren zum Verdampfen gebracht und die Verdunstungsenergie genutzt, um die Backwaren direkt nach dem Backen zu kühlen und zu verpacken. Dies verkürzt die Prozesszeiten, spart Energie, reduziert den Platzbedarf und steigert die Produktionskapazität. Zudem verlängert die sofortige Verpackung die Frische und Haltbarkeit der Produkte durch Vermeidung von Kontaminationen. Das Backen der Kruste, um die Feuchtigkeit auszubringen kann zudem eingespart werden, da diese zum Kühlen im Vakuum verdampft wird.
Dr. Dirk Heukelbach (Topas Advanced Polymers GmbH) präsentierte die Vorteile von Cycloolefin-Copolymeren (COC) für nachhaltige Verpackungslösungen. Durch ihre hohe Steifigkeit, Temperaturbeständigkeit und exzellenten Barriereeigenschaften ermöglichen sie leistungsfähige Monomaterial-Verpackungen. Als Additive in Plastomeren verbessern sie Siegelschichten, reduzieren Reibung und optimieren Maschinenlaufeigenschaften. In der Thermoformung steigern sie die Formbarkeit und verringern den Rückschrumpf von Polyolefinen. COC sind vollständig in PE- und PP-Strömen rezyklierbar und ermöglichen Materialeinsparungen durch Downgauging. Topas erweitert seine Produktionskapazitäten mit einer neuen Anlage in Leuna, die Anfang 2026 in Betrieb geht.
Benjamin Pott (Reifenhäuser Cast Sheet Coating) analysierte das Potenzial von Gießfolien mit MDO-Technologie für recycelbare Verpackungen, insbesondere Monomaterial-Standbodenbeutel aus PE und PP. Die MDO-Technologie verbessert Festigkeit, Steifigkeit und Barrierewirkung der Folien und optimiert thermische Stabilität sowie Optik. Besonders hervorzuheben sind recycelbare Folien mit EVOH-Barriere, die künftige Recyclingrichtlinien erfüllen. MDO-optimierte Folien ermöglichen einfaches Öffnen ohne Laserperforation. In der Produktion werden Materialabfall und Materialkosten durch die patentierte Einkapselung im Feedblock reduziert, und Randbeschnitt inline zurückgeführt. Bis 2030 wird eine stark steigende Nachfrage nach MOPE-Folien als Alternative zu BOPET erwartet.
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Dr. Heiko Schenck (Projectif) stellte das Triple Bubble-Konzept vor, das eine Gewichtsreduzierung der Folien von 50% erlaubt ohne Kompromisse bei den Eigenschaften. Es besteht aus einer seriellen Anordnung von drei Blasen. In der ersten wird die Folie mit Hilfe der Water-Quench-Technologie schnell abgekühlt, was Kristallisationsvorgänge sehr wirkungsvoll verhindert. Dies ist Voraussetzung für ein gleichmäßiges biaxiales Verstrecken in der zweiten Stufe, welches die mechanischen und Barriere Eigenschaften der Folien signifikant verbessert. Die thermische Relaxation in der dritten Blase (Annealing) dient zur Einstellung des angestrebten Schrumpfverhaltens von 0–70%. Der Ausstoß einer Triple Bubble Anlage bei 6000 mm Breite liegt bei 2 to/h. Diese Technologie verbessert nicht nur die mechanischen Eigenschaften, sie reduziert gleichzeitig auch sehr signifikant den Materialeinsatz, die Kosten und potenzielle EPR-Gebühren.
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Dr. Stefan Seibel (Brückner Maschinenbau GmbH) erläuterte das »simultane, biaxiale Verstrecken von Polyethylen für Monoverpackungen« und präsentierte ein Hybrid-Linienkonzept für BOPE und BOPP.
PE-Monomaterialverpackungen bestehen aus einer BOPE-HD Basisfolie, einer BOPE-HD Barrierefolie und einer BOPE-LLD Siegelschicht und bieten hohe Transparenz und gute mechanische Eigenschaften. In Entwicklung sind BOPE-ILC-Folien für AlOx-Bedampfung sowie BOPE-EVOH-Folien mit Barrierelack. Weitere Forschungsprojekte umfassen BOPE white opaque Folien für Etiketten und Kaltsiegelanwendungen, hoch reißfeste TDO-PE-HD-Folien sowie auch Folien zum Thermoformen. Diese Innovationen unterstreichen das Potenzial von BOPE für nachhaltige Verpackungsanwendungen.
Prof. Dr. Markus Schmid (Sustainable Packaging Institute – SPI) der Hochschule Albstadt-Sigmaringen präsentierte Forschungsergebnisse zu kunststofffreien Folien und Beschichtungen. Im Fokus stehen biobasierte Materialien wie Proteine, Polysaccharide und Lipide aus Lebensmittel-Nebenströmen als nachhaltige Alternative zu Kunststoffen.
Die Produktion soll künftig im Rolle-zu-Rolle-Verfahren erfolgen, um Skalierung zu ermöglichen. Herausforderungen bestehen in der mechanischen Stabilität und Barrierewirkung. Das Forschungsprojekt »BioShield« entwickelt neue Formulierungen und Prozesse für verbesserte Recyclingfähigkeit. Gemeinsam mit Industriepartnern treibt das SPI die Entwicklung kreislauforientierter Verpackungslösungen voran.
Zusammenfassung
Karsten Schröder schloss das 22. Inno-Meeting mit einer prägnanten Zusammenfassung aller Vorträge. In ihrer Kompaktheit zeigte die Fachtagung, Minimalverpackungen sind kein Trend, sondern die Zukunft. Innovation, Austausch und Zusammenarbeit treiben geforderte, nachhaltige Lösungen voran und gestalten die Verpackungswelt von morgen.