Immer kleinere Auflagengrössen, dafür mehr Verpackungsvarianten und kürzere Lieferzeiten, einhergehend mit einem sich wandelnden Konsumentenverhalten stehen Verpackungsdrucker vor immer grösseren Herausforderungen: Die Abwicklung von Druckaufträgen und Druckprozessen, Weiterverarbeitung und Logistik in der Verpackungsproduktion verändert sich.
Auf dem 2. Expertentreff Verpackungsdruck – das Ergebnis zählt am 24./25. November 2016 in Osnabrück diskutierten fast 100 Teilnehmer aus Industrie und Handel, Tief- und Flexodruck sowie Digital- und Offsetdruck, wie mit Druckverfahren übergreifenden technischen Lösungen die steigenden Anforderungen von Markenartikelherstellern praxistauglich umgesetzt und sowohl ein gutes Druck- als auch ein gutes Verkaufsergebnis erzielt werden können.
Der Bogen spannte sich vom optimal standardisierten Flexodruck über die Einbindung des Digitaldrucks in den Verpackungsdruck und die damit verbundenen Voraussetzungen für das Farbhandling und neue Qualitätsmanagement- und Softwaresysteme in einer digitalen Welt: Wie können bewährte Techniken kombiniert und weiterentwickelt werden, um hochwertige Verpackungen einfach und sicher zu produzieren, die auch die den Tastsinn ansprechen?
Es wurde aufgezeigt, wie die Produktivität des Flexodrucks mit abgestimmten Maschinenkonzepten und Dienstleistungen deutlich erhöht werden kann. Am Beispiel von 7C, schon lange Realität im Flexodruck, referierte Werner Schwab (Head of Product Management bei der Heidelberg Web Carton Converting GmbH) wie im wasser- und UV-basierten Flexodruck mittels fixer Rasterwalzen durch weniger Restfarben und weniger Makulatur ein hohes Einsparpotenzial und damit eine maximale Standardisierung bei höchster Effizienz erreicht wird: Vom Auftragseingang bis zum fertigen Stanzling werden alle Arbeitsschritte mittels Workflow-Prozessen im 7C-Verpackungsdruck automatisiert.
Digitaldruck, das konkurrierende Verfahren zum Flexodruck, war ein weiterer Schwerpunk der Tagung. Digitaldruck bedeutet, Systemlösungen aus Farbe, Maschinentechnik und Bedruckstoff aufeinander abzustimmen. Dr. Knut Hornig (Senior Vice President Research & Development, Schoeller Technocell GmbH & Co. KG) gab eine Einführung, wie digitale Drucksysteme in den Verpackungsdruck integriert werden können und Systemlösungen aus Farbe, Maschinentechnik und vor allem eben auch Bedruckstoff aufeinander abgestimmt sein müssen, damit funktionalisierte Oberflächen aus Papier und Folie auf den Bedruckstoffen in der geforderten Qualität digital bedruckbar sind, um das beste Ergebnis zu erzielen.
Mit steigender Informationsflut wird das menschliche Aufnahmevermögen immer weiter reduziert. Für Marken wird es immer schwieriger, den Produktnutzen klar und nachhaltig zu verankern. Florian Pick (Leiter Verkauf und Marketing, Schmid Rhyner AG) referierte über die Möglichkeiten innovativer Veredlungstechnologien, die mit ihren »Touch & Feel« Lösungen den Tastsinn ansprechen und so aufgrund ihrer Differenzierungs-Chancen eine höhere Produktionseffizienz garantieren.
Heute ist jeder in der Lage, die Marktanforderungen zu erfüllen; der Druck als Alleinstellungsmerkmal eines Unternehmens reicht heute nicht mehr aus, um vorne mit dabei zu sein. Hochwertige Verpackungen durch Spezialeffekte wie z.B. Holographie und Materialkombinationen mit Sichtfenster sind mit der Einführung der »Cast and Cure« Technologie wirtschaftlich und effektiv geworden. Oliver Leithäuser (Comexi Group Industries S.A.U.) sprach über innovative und integrierte Maschinenlösungen, den Maschinenpark universell nutzen und Produkte mit Spezialeffekten effektiv herstellen zu können.
In einer digitalisierten Welt stellt Augmented Reality eine immer grössere Bedeutung dar. Sie beschreibt die Verbindung von Virtualität und Realität und basiert auf der Bild- oder Objekterkennung. Augmented Reality findet zunehmend Anwendung in der Verpackungswelt. Lars Sturm (Sales Account Manager, Esko) demonstrierte anhand spannender Beispiele, wie der Mehrwert einer Verpackung erhöht werden kann und Kunden wichtige Informationen zur Marke, zum Unternehmen und verpackten Produkt erhalten.
Im Anschluss an die Tagung lud der Maschinenbauhersteller Windmöller & Hölscher KG in sein neues Technikum ein. Die Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, das neue Maschinen- und Zylinderkonzept Dynastar zu erleben. In der Anlage können sowohl Standardzylinder als auch Tiefdruck-Sleeve-Zylinder von Janoschka Holding GmbH genutzt werden, die auch auf Leihbasis bezogen werden können. So erhöhen die beiden Unternehmen aus Druckvorstufe und Maschinenbau gemeinsam die Flexibilität und senken Betriebskosten und wahlweise auch Investitionskosten für Zylinder. Dieses Konzept basiert auf Marktforderungen, kleinste Tiefdruckauflagen wirtschaftlich zu realisieren.
Das Feedback der Teilnehmer fiel durchweg positiv aus. Die gute Organisation sowie die sorgfältig aufeinander abgestimmten Themen wurden vom Fachpublikum ebenso gelobt wie der familiäre Austausch und die guten Rahmenbedingungen zum Networking neben den Vorträgen.
Der 3. Expertentreff Verpackungsdruck wird stattfinden am 22. November 2017 in Osnabrück. (Foto: Fotolia © Thaut Images)