SCHEUFELEN Das innovative Graspapier, das die Lenninger Papierfabrik Scheufelen produziert, findet zu wenig Abnehmer. Deshalb hatte das Unternehmen am 20. Februar 2019 erneut einen Insolvenzantrag gestellt. »Wir haben trotz deutlich weniger Personal massive Fixkosten«, so erklärt der Geschäftsführer Stefan Radlmayr die wiederholte Schieflage des Unternehmens. Der Absatz von Graspapier sei deutlich langsamer gewachsen als erwartet. Derzeit produzieren die 100 Mitarbeiter im Monat 500–1000 to. Um wirtschaftlich zu sein, wäre mindestens die dreifache Menge notwendig.
Aufgrund des geringen Verkaufs mussten die Investoren monatlich eine höhere sechsstellige Summe zuschießen. »Daran sind wir gescheitert«, sagt Stefan Radlmayr. Nun wird sich ein Insolvenzverwalter um die Fortführung des Unternehmens kümmern. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind bis 1. Mai gesichert.
Wie Stefan Radlmayr betont, wäre Scheufelen in der Lage, große Mengen an Verpackungen aus Graspapier herzustellen. Es fehle aber ein Ankerkunde, also ein Großabnehmer, der auf das ökologische Produkt setzt. Der Geschäftsführer vermisst Kunden, die sich der innovativen Idee verschreiben. Es werde eher abgewartet, ob der Produzent durchhält. »Dass wir hier Pionier sind, hat uns das Leben nicht erleichtert.« Der Belegschaft sei nichts vorzuwerfen. Sie habe mitgekämpft.
Unterstützung gab es auch von politischer Seite: Der Neustart von Scheufelen mit Graspapier im Juli vergangenen Jahres war möglich, weil sich die Landesregierung für das Unternehmen eingesetzt und Investoren an Land gezogen hatte (Meldung vom 31. Januar 2019).
»Wir testen auf allen Ebenen«, so Stefan Radlmayr. Er ist davon überzeugt, dass die Firma ein sehr erfolgreiches Produkt anbietet. So hätten sich die Mitarbeiter beispielsweise nicht träumen lassen, dass Graspapier tiefdruckfähig ist oder mit einer Fett- und Wasserbarriere ausgestattet werden kann. Doch laut Dr. Ulrich Scheufelen haben genau diese, im Lebensmittelbereich notwendigen, zeitaufwendigen Tests den Absatz verzögert.
Der 75-Jährige räumt ein, vielleicht zu euphorisch gewesen zu sein. Dennoch bleibt er optimistisch: »Ich glaube nicht, dass die Lichter ausgehen.« Technologisch habe Scheufelen die Nase vorn. Der Beiratsvorsitzende setzt nach wie vor auf die Verpackungswende mit dem Zurückdrängen von Plastik. »Es gibt die Hoffnung, dass wir auch in Zukunft Interessenten haben.« (Foto: Scheufelen)