Schwäbisch Haller Etiketten fungierte bereits zum zweiten Mal als Feldtestkunde für eine neue MBS-UV-Systemgeneration von IST METZ – Klemens Ehrlitzer

Zur Labelexpo Europe 2015 hatte IST METZ die neue Generation des UV-Systems MBS vorgestellt. Die Druckerei Oscar Mahl testet das neue MBS-UV-System schon seit Mai 2015 in der Praxis. Die Rolle des Feldtestkunden kennt das Unternehmen. Auch die Vorgängerversion stand vor dreieinhalb Jahren in Schwäbisch Hall auf dem Prüfstand. Die aktuelle Generation ist an einer Omet XFlex X6 430 im Einsatz. Bei einem Besuch in der Druckerei berichteten Geschäftsführer Erwin Oscar Mahl und Produktionsleiter Knut Schulzke über die ersten Erfahrungen.

Den Bedarf für eine neue Druckmaschine sah die Druckerei Oscar Mahl bereits Mitte 2014. Um mit dem Geschäftsbereich Schwäbisch Haller Etiketten die Nachfrage von Kunden nach mehrlagigen sowie Void-Etiketten erfüllen zu können, wurde eine geeignete Produktionslinie gesucht. Dazu kontaktierte die Druckerei die Chromos GmbH in Friedberg. Mit dem Dienstleistungs- und Handelsunternehmen waren zuvor bereits zwei Maschinenprojekte erfolgreich realisiert worden: zum einen die Investition in eine Viva 340 von Codimag. Damit erfolgte vor acht Jahren der Einstieg in den wasserlosen UV-Offsetdruck, um den Forderungen vom Markt nach Etiketten in Offsetqualität gerecht zu werden. Dadurch stieg die Nachfrage, so dass im Jahr 2010 die erste Codimag Viva 420 mit Kurzfarbwerk-Technologie im deutschen Markt installiert wurde. Aufgrund der größeren Bahnbreite lassen sich u.a. auch größere Auflagen wirtschaftlich abwickeln.

Moderne Servotechnik und mehr Farbwerke

Für das neuerliche Projekt brachte Klaus Sedlmayr, Bereichsleiter der Chromos GmbH, die Flexodruck-Baureihe XFlex von Omet ins Spiel. Dass die Konfiguration am Ende acht Druckwerke und zahlreiche Möglichkeiten zur Veredelung umfasste, lag nach Auskunft von Knut Schulzke zum einen an der wachsenden Zahl von Aufträgen, für die sechs Farbwerke heute nicht mehr ausreichend sind. Zum anderen trage die umfangreiche Ausstattung mit Zusatzaggregaten wiederum den vielen Kundenwünschen nach speziellen Funktionen Rechnung. Folglich bietet Schwäbisch Haller Etiketten Veredelungsprozesse an wie Folienprägung, Spotlackierung, Druck auf Klebstoff und Trägermaterial, Laminierung, fortlaufende EAN-Nummerierung, Klebstoffneutralisation als Anfasslasche oder Sonderstanzungen. Unverzichtbar war außerdem die Ausstattung mit einer zeitgemäßen Servo-Steuerung, um die nötige Voraussetzung für die Produktion mehrlagiger Etiketten zu haben.

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Erwin Oscar Mahl, Geschäftsführer von Schwäbisch Haller Etiketten (rechts) und Autor Klemens Ehrlitzer an der neuen Achtfarben-Flexodruckmaschine Omet XFlex X6 430.

Mehr Leistung für die Härtung im Low-Migration-Bereich

Als die Maschine geordert wurde, stand für Erwin Oscar Mahl fest, dass die UV-Ausstattung auf jeden Fall ebenfalls dem aktuellen Stand der Technik entsprechen sollte. Bei früheren Investitionen wurde stark auf das Thema Energiemanagement geachtet. Die Steigerungen bei der Effizienz sorgten denn auch für deutliche Einsparungen beim Energieverbrauch. Diesmal lag der Fokus jedoch stärker auf Produktionssicherheit. Seit Einführung der vorherigen MBS-Generation, für die das Unternehmen ebenfalls als Feldtestanwender fungiert hatte, ist die Verarbeitung von Low-Migration-Farben und -Lacken deutlich gestiegen. Wie andere Etikettenbetriebe auch stellte die Schwäbisch Haller Druckerei bei deren Verwendung fest, dass bei hohen Druckgeschwindigkeiten tendenziell Leistungsreserven für eine sichere Durchhärtung fehlten. Gleiches war auch in bestimmten Anwendungsbereichen mit sehr hohen Auftragsgewichten – teilweise bis zu 20 g/m2 – zu beobachten. Die Herausforderung an die UV-Anlage lautete somit, eine sichere Aushärtung zu gewährleisten und gleichzeitig eine akzeptable Energieeffizienz bzw. Produktivität zu erreichen.

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Mit Servo-Steuerung und acht Druckwerken eröffnet die Omet XFlex X6 430 Schwäbisch Haller Etiketten u.a. die Produktion mehrlagiger Etiketten.

Vor diesem Hintergrund hat IST METZ die Standardversion des neuen MBS-Systems mit 120 W/cm um eine spezielle Variante mit 145 W/cm erweitert. Dieses System, das die besonderen Trocknungsanforderungen der migrationsarmen Farben berücksichtigt, nutzt auch Schwäbisch Haller Etiketten. Da ein großer Teil der Aufträge aus dem Bereich der Lebensmittelindustrie stammt, wurde bereits vor längerer Zeit im Flexodruck komplett auf eine Low-Migration-Produktion umgestellt. Aufgrund des MBS-Systems mit der neuen Trocknungstechnologie lassen sich bei diesen Anwendungen wieder ausreichend hohe Druckgeschwindigkeiten erzielen. Im Rahmen von Tests mit einem Schöpfvolumen der Rasterwalzen bis 4 g/m2 wurde die Farbschicht bei einer Geschwindigkeit von 135 m/min sicher gehärtet. Da abhängig vom Sujet eines Auftrags und der Stanzform-Geometrie bei Schwäbisch Haller Etiketten Produktionsleistungen im Bereich von 90–100 m/min üblich sind, bietet die Omet-Maschine mit der UV-Technologie von IST METZ noch Spielraum für Leistungssteigerungen. »Weil wir sicher sein können, dass beim Starten des Drucks die erforderliche Durchhärtung erzielt wird«, so Knut Schulzke, »bekommen wir Prozesssicherheit«. Darüber hinaus erwartet er auch bei den einschlägigen Herstellern von Low-Migration-Druckfarben in Zukunft noch Weiterentwicklungen, so dass dadurch weiteres Leistungspotenzial erschlossen werden dürfte.

Idealer Feldtestkunde

Die Verbindung zum UV-Anbieter IST METZ hat nach seiner Einschätzung Vorteile für beide Seiten. Neben den gewachsenen Beziehungen zu den IST-Mitarbeitern ist auch die geografische Nähe zu Nürtingen ein Pluspunkt. Bemerkenswert ist für Knut Schulzke zudem die Flexibilität und Kompetenz bei individuellen Anforderungen – beispielsweise, dass bei der Integration der UV-Anlage in die Druckmaschine die Shutter-Öffnungszeiten beim Tippbetrieb auf den Kundenwunsch abgestimmt werden konnten.

Im Gegenzug profitiert IST METZ von der Materialvielfalt, die von Schwäbisch Haller Etiketten verarbeitet wird. Weil das Lieferprogramm Haftetiketten aus vielen unterschiedlichen Folien und Papieren einschließlich Thermopapier umfasst, kann das Unternehmen als Feldtestkunde für sehr viele Bereiche konkrete Rückmeldungen aus der Praxis geben. Dieser Erfahrungsaustausch ist für den UV-Anbieter ein wertvolles Feedback, in welchen Bereichen noch Potenzial für Optimierungen steckt.

Temperatur und Energieverbrauch im Griff

Zum Materialmix bei Schwäbisch Haller Etiketten zählen auch temperaturempfindliche Monofolien. Für diesen Anwendungsbereich spielt das Temperaturmanagement eine wichtige Rolle. Hierfür nutzt die aktuelle MBS-Generation verschiedene innovative Technologien, z.B. die URS-Duo-Reflektoren. Dadurch lassen sich auch stark wärmeempfindliche Bedruckstoffe verarbeiten. Das gilt u.a. für einen spezifischen Auftrag zum achtfarbigen Bedrucken einer 39 µm starken Kunststofffolie. In solchen Fällen häufig zu beobachtende Schwierigkeiten wie Faltenbildung sind mit der neuen MBS-Generation bei Schwäbisch Haller Etiketten nicht aufgetreten.

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Der Platzbedarf der Vorschaltgeräte vom Typ ELC-X ist aufgrund des Stapelkonzeptes gering und gewährleistet eine gute Zugänglichkeit.

Für die Wirtschaftlichkeit einer UV-Anlage stellen die Energiekosten einen wesentlichen Faktor dar. An einer Maschine die ursprüngliche UV-Ausrüstung gegen die neueste Generation auszutauschen, ist somit eine Überlegung wert. Allein durch die Einsparung bei den Energiekosten, so die Erfahrung von Erwin Oscar Mahl, amortisiert sich eine solche Investition innerhalb von vier Jahren.

Vorbereitet für die Zukunft

Für eine wirtschaftliche Energieversorgung ist die neue MBS-Generation serienmäßig mit elektronischen Vorschaltgeräten vom Typ ELC-X ausgestattet. Der Leistungsbereich der UV-Lampen lässt sich darüber stufenlos regeln. Außerdem ist der Platzbedarf der Komponenten aufgrund des Stapelkonzeptes gering und gewährleistet eine gute Zugänglichkeit.

Vor allem die Energiefrage ist im UV-Markt ein starkes Argument für die LED-UV-Technik. Logischerweise beobachtet Erwin Oscar Mahl die Fortschritte dieser Technologie aufmerksam. Sobald sie in ihrer Entwicklung soweit ausgereift sein wird, dass sie auch die speziellen Anforderungen im Schmalbahnbereich erfüllt, wird das Unternehmen Versuche mit LED-UV vornehmen. Dass IST METZ bereits über jahrelange Erfahrung in diesem Bereich verfügt und LED-UV-Systeme für verschiedene Anwendungsbereiche anbietet, war für Schwäbisch Haller Etiketten ein weiterer Grund, sich für den Nürtinger UV-Anbieter zu entscheiden.

Die neuen MBS-UV-Aggregate sind bereits für den Wechsel auf LED-UV vorbereitet. Mit Hilfe des Schnellwechseleinschubs, bei dem alle Versorgungsanschlüsse automatisch kuppeln, kann der verwendete Einschub mit UV-Lampe unkompliziert gegen ein UV-LED-Modul ausgetauscht werden. Die vorgesehenen LED Module sind luftgekühlt und stellen somit eine Marktneuheit dar. Eine reine Luftkühlung reduziert den Energieverbrauch weiter, da auf eine aktive und kostenintensive Wasserkühlung verzichtet werden kann.

Sowohl UV-Lampen- als auch UV-LED-Aggregate der MBS-Baureihe lassen sich im Wechselbetrieb mit demselben ELC-Vorschaltgerät betreiben. Dass die neuen MBS-UV-Systeme einerseits die aktuelle Entwicklungsgeneration für UV-Lampen-Systeme darstellen, gleichzeitig jedoch jederzeit auf den Betrieb mit UV-LEDs umstellbar sind, macht sie zu einer zukunftssicheren Investition.

Grosses Bild oben: Die neue Generation der MBS-UV-Anlagen von IST Metz hat Produktionsleiter Knut Schulzke im Feldtest auf Herz und Nieren geprüft. (Fotos: Ehrlitzer)

 

Wichtige Weichenstellungen zur Unternehmenssicherung

In der grafischen Industrie gibt es nur wenige Unternehmen, die wie die Oscar Mahl GmbH & Co. KG auf eine fast 190-jährige Geschichte zurückblicken können. 1828 vom Schriftsetzer Friedrich Haspel in Schwäbisch Hall gegründet hatte sie bis zur Übernahme durch den Buchdrucker Oscar Mahl im Jahre 1919 verschiedene Besitzer. Heute ist die vierte Familiengeneration in der Verantwortung, mit Erwin Oscar Mahl als Geschäftsführer und seinen Cousins Daniel und Florian Mahl als Gesellschaftern. In der langen Historie mussten die Weichen mehr als einmal neu gestellt werden, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Eine dieser wichtigen Weichenstellungen war vor gut 20 Jahren der Einstieg in das Geschäft mit Haftetiketten. Beginnend mit den 1960er Jahren profitierte die Buch- und Offsetdruckerei vom boomenden Markt der Geschäftsvordrucke und Formulare für die elektronische Datenverarbeitung. Als sich die Nachfrage Anfang der 1990er Jahre rückläufig entwickelte, entschied sich Erwin Oscar Mahl frühzeitig für eine Neuausrichtung der Fertigung in Richtung Etikettendruck.

1994 wurde die erste Flexodruckmaschine zur Produktion von Etiketten installiert. Waren es zu Beginn vor allem Lochrandetiketten und Laser-Blattetiketten, so hat sich das Portfolio inzwischen stark ausgeweitet. Unter dem Namen »Schwäbisch Haller Etiketten« werden selbstklebende Etiketten jeglicher Art hergestellt. Das reicht vom einfachen Blanko-Etikett für die Logistik bis zum hochwertig bedruckten, achtfarbigen Schmucketikett für die Produktausstattung sowohl in Rollenform als auch gefalzt oder als Laser-Blattware. Pro Jahr werden auf sieben Drucklinien mit insgesamt elf Offset- und 30 Flexodruckwerken sowie zwei reinen Stanzmaschinen über 1 Milliarde Etiketten produziert. Mittlerweile erwirtschaftet dieser Geschäftsbereich etwa drei Viertel des Umsatzbeitrags, gefolgt von Formular- und Werbedrucksachen. Um den Bereich Haftetiketten weiter auszubauen, hat das Unternehmen, das aktuell rund 80 Mitarbeiter beschäftigt, in den vergangenen acht Jahren insgesamt EUR 6 Mio. in neue Maschinen und Gebäude investiert.

Schwäbisch Haller Etiketten bedient mehr als 2000 Kunden, die überwiegend kleinere bis mittlere Firmengröße haben und in verschiedenen Marktsegmenten aktiv sind. Das reicht von Lebensmitteln und Non-Food-Waren über chemische Produkte und Pflegeartikel bis hin zu elektronischen und technischen Bauteilen. Die Etiketten werden sowohl zur Produktauszeichnung als auch im Logistikbereich sowie zur direkten Kennzeichnung auf Fleisch oder Glasprodukten eingesetzt. Die breite Streuung der Anwendungen und der Verzicht auf Großkunden macht das Unternehmen weniger anfällig für Krisen. Das war während der Finanz- und Wirtschaftskrise von Vorteil, die ohne nennenswerten Einbruch überstanden wurde.

Als Erfolgsfaktor beschreibt Erwin Oscar Mahl die partnerschaftliche Zusammenarbeit, die sowohl mit Kunden als auch mit Lieferanten gepflegt wird. Aufgrund der großen Bandbreite an Anwendungen sind Haftetiketten ein sehr beratungsintensives Geschäft. »Neben der Produktqualität steht daher der Service bei uns stark im Vordergrund. In der Druckvorstufe werden Kundendaten sorgfältig bearbeitet, unabhängig davon, ob es sich um eine komplette Neugestaltung oder nur um textliche Veränderungen handelt. Gut ausgebildete Berater im Außen- und Innendienst sorgen für die termingerechte Umsetzung jedes Druckauftrags von der Beratung vor Ort bis zum Auftragsversand. Das schließt auch die Einlagerung von Abrufaufträgen zur Just-in-Time-Auslieferung ein, die den Kunden die Lagerhaltung erspart und Preisvorteile bietet.«

www.oscarmahl.de
www.ist-uv.de
www.chromos.de

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