DVI Das Umweltbundesamt und die Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister haben in ihrem Jahresbericht auf die jüngsten Erfolge des Verpackungsrecyclings hingewiesen. Die Quoten für die stoffliche Wiederverwertung stiegen seit Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes deutlich und übertreffen die Prognosen. Für die Zukunft gilt es nun, den Einsatzbereich für Rezyklat auch auf den Bereich der Lebensmittelverpackung auszudehnen. Speziell in Bezug auf den wachsenden Onlinehandel und das Thema Einweg versus Mehrweg braucht es jetzt transparente Ökobilanzen. Denn Nachhaltigkeit darf nicht im Dunkeln tappen. Nicht das Image entscheidet, sondern die Fakten.
»Die vorgelegten Zahlen zur stofflichen Wiederverwertung von Verpackungen seit dem Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes zum 1. Januar 2019 zeigen, wie ernst die Branche das Thema Nachhaltigkeit nimmt und mit wieviel Elan und Innovationskraft sie es vorantreibt«, konstatiert Kim Cheng, Geschäftsführerin des Deutschen Verpackungsinstituts e. V. (dvi). »Die Zielwerte aller drei Materialfraktionen Glas, Papier, Pappe, Karton (PPK) und Leichtverpackungen (LVP) sind seit Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes deutlich gestiegen. Die Prognosen und Erwartungen der Regulatoren wurden klar übertroffen. Zwischen 80 und 90 Prozent der über das duale System eingesammelten Verpackungen gehen heute in die stoffliche Verwertung und damit in den Kreislauf. Bei Kunststoff konnte die stoffliche Wiederverwertung um gut 50% gesteigert werden. Das sind Bilanzen einer Erfolgsgeschichte.«
»Das Umweltbundesamt hat zurecht auf die Bedeutung der Erfolge beim Verpackungsrecycling für Umweltschutz und Klima hingewiesen«, so Cheng weiter. »So spart beispielsweise jede Tonne Kunststoff, die wir als Werkstoff recyceln, rund 2 to CO2. Hochgerechnet auf die Gesamtmenge des werkstofflich recycelten Kunststoffs in Deutschland ergibt sich laut UBA eine Einsparung von etwa 900.000 tonnen CO2 pro Jahr.«
Ein Ende der Erfolgsstory sieht das dvi beim Verpackungsrecycling trotzdem nicht. »Wir können noch mehr erreichen«, so Kim Cheng. »Bei dem vom Umweltbundesamt angesprochenen Einsatz von mehr Rezyklat brauchen wir vor allem mehr Unterstützung und Wegbereitung durch Politik und Regulierer. Denn Kunststoffrezyklat kann viel mehr, als nur Blumentöpfe und Parkbänke. Die größten und nachhaltigsten Chancen liegen im Bereich der Lebensmittelverpackung. Hier können wir kreislauftechnisch ein wirklich großes Rad drehen, wenn die nötigen Zertifizierungen und Freigaben erfolgen.«
Um das Aufkommen an rPET für Lebensmittelkontaktmaterial zu erhöhen, ist es aus Sicht des dvi sinnvoll, »dafür zu sorgen, dass Material aus PET-Einwegflaschen nicht in Textilien landet. Zudem ist die Erweiterung der Pfandpflicht auf PET-Schalen für Eier, Obst, Gemüse oder Backwaren eine Überlegung wert.«
In Bezug auf das Verpackungsaufkommen im Onlinehandel und die grundsätzliche Abwägung von Mehrweg- zu Einwegverpackungen fordert das dvi klare und neutrale Ökobilanzen. »Auch Mehrwegverpackungen müssen eingesammelt, gereinigt und für die erneute Verwendung transportiert werden. Die Frage, ob Einweg oder Mehrweg nachhaltiger sind, sollten wir über transparente und faktenbasierte Ökobilanzen treffen. Wir dürfen hier nicht im Dunkeln tappen. Die Entscheidung darf nicht auf der Basis von Image oder grünem Wohlklang getroffen werden, sonst fällt sie uns, und vor allem unserer Umwelt, auf die Füße. Wer nachhaltigen Fortschritt will, darf die neutrale Analyse und ihre faktenbasierten Ergebnisse nicht scheuen.« (Foto: dvi / André Wagenzik)