Federico D’Annunzio, Product Owner, Hybrid & Label Printing, Bobst
Der Etikettendruckmarkt wächst kontinuierlich. Während sein Weltmarktvolumen im Jahr 2017 auf USD 36,98 Mrd. geschätzt wurde, soll er Prognosen zufolge bis 2022 ein Volumen von USD 45,22 Mrd. erreichen.
Diese Entwicklung ist zum Teil auf die Dynamik der Veränderungen in den Märkten und die stetig höheren Ansprüche der Kunden im Etikettenmarkt zurückzuführen. Aber auch die zunehmend diversifizierten Produktangebote, die dramatisch schrumpfenden Auftragsgrößen, die kürzeren Lebenszyklen der Massengüter sowie die bei mehr und mehr Produkten gesetzlich vorgeschriebenen Gebrauchsanweisungen treiben die Entwicklung. Darüber hinaus ist diese Entwicklung – zumindest teilweise – auch der Tatsache geschuldet, dass die Druckunternehmen der Etikettenbranche Veränderungen gegenüber aufgeschlossen und bereit sind, neue Druck- und Verarbeitungsverfahren zu implementieren. So hat die Vielfalt der verschiedenen Etikettenarten und -varianten in den letzten Jahren zugenommen.
Wird die Entwicklung anhalten? Und sollten wir die Etikettenindustrie als Wetterfahne für die gesamte Verpackungsbranche ansehen? Betrachten wir also die vier wichtigsten Trends in der Etikettenbranche und ihre möglichen Auswirkungen.
1. Integration digitaler und analoger Technik
Eindeutig hat der Etikettensektor den Digitaldruck frühzeitig angenommen. Getrieben von der Nachfrage des Marktes nach kleineren Auflagen, stärker individualisierten Verpackungen, höherer Nachhaltigkeit und stärker auffallenden Produkten gab es bei digital gedruckten Etiketten in den letzten Jahren ein starkes Wachstum.
Der übrige Verpackungsmarkt zieht nach. Tatsächlich hat die Branche kürzlich einen Wendepunkt erreicht: Es werden mehr neue schmalbahnige Digitaldruckmaschinen als Flexodruckmaschinen installiert. Über den Etikettensektor hinaus erwarten die Analysten auch bei Wellpappe, Faltschachteln und Anwendungen mit flexiblen Materialien ein starkes Wachstum des Digitaldrucks.
Die Digitaldruckereien bauen ihre Möglichkeiten stetig aus. Je nachdem wird es aber länger als erwartet dauern, bis sich die bahnbrechenden Innovationen auf breiter Basis durchsetzen. Der Digitaldruck steht für eine völlig neue Art, Aufträge von der Datei bis zum fertigen Produkt abzuarbeiten. Schritt für Schritt wird er es Unternehmen ermöglichen, in Sachen Qualität, Produktivität und generell in ihren Prozessen ein neues Niveau zu erreichen. Darüber hinaus gewinnen online verfügbare, »digitale« Produkte an Bedeutung. Dank innovativer Software können digitale Produkte online designt, abgestimmt und vermarktet werden. Das wird die Art und Weise verändern, wie Verpackungshersteller/-drucker und Markenartikelhersteller zusammenarbeiten. Sie werden verstärkt in durchgängig digitalisierten Prozessen kooperieren.
2. Zunehmende Individualisierung und Premium-Etiketten
Analoge Druckverfahren sind für die Herstellung mittelgroßer bis großer Auflagen gut geeignet. Sie werden weiterhin einen hohen Prozentsatz zur weltweiten Produktion beitragen. Inzwischen nimmt die Nachfrage nach stärker individualisierter und personalisierter Werbung rasant zu. Das bedeutet kleinere Auflagen, zusätzliche Restriktionen aus Kostensicht und letztlich die Transformation in Richtung vollständig digitaler Arbeitsabläufe. Die Möglichkeit, Ergebnisse bei maximaler Flexibilität und mit optimalem wirtschaftlichem Wert zu produzieren, wird die Position des Digitaldruck in allen Marktsektoren festigen.
Kleine wie auch große Markenartikelhersteller werben mit so genannten »gezielten Kampagnen«, bei denen allein die Etiketten die offensichtliche Qualität von Produkten erhöhen können. Etiketten werden im Druck mit verschiedenen Effekten aufgewertet – zum Beispiel mit Folienveredelung (heiss und kalt) und im Tiefdruck. Auch taktile oder haptische Effekte wie Spotlackierungen verleihen ihnen ein »Premium«-Aussehen. Einige dieser Veredelungen sind heute mit digitaler Technik machbar.
Vermutlich werden wir künftig ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen dem konventionellen Flexodruck, dem Druck mit festem Farbsatz und digitalen Drucktechniken sehen, die jeweils so eingesetzt werden, dass sie der steigenden Nachfrage nach Etiketten optimal entsprechen.
3. Bedarf an besserer Farbsteuerung – von der Datei zum fertigen Produkt
Es liegt auf der Hand, dass Markenartikelhersteller auf Farbkonsistenz drängen. Sie wissen, dass sich ihre Kunden Verpackungen und Etiketten unbewusst anschauen und dabei die Qualität beurteilen. Und dass jede Abweichung bei den Markenfarben die Wahrnehmung negativ beeinflussen kann.
Die stetig steigenden Anforderungen an die Farbkonsistenz werden zu einer stärkeren Nachfrage nach dem Druck mit festem Farbsatz führen. Der Druck mit festem Farbsatz arbeitet – über die Prozessfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz (CMYK) hinaus – mit den drei zusätzlichen Farben Orange, Grün und Violett (OGV), also mit insgesamt sieben Druckfarben (CMYKOGV). Im konventionellen Druckprozess lassen sich mit den vier Prozessfarben CMYK etwa 60% des Pantone-Farbraums darstellen. Im Druck mit den sieben Farben CMYKOGV sind bis zu 90% des Pantone-Farbraums erreichbar. Auch hier führt technische Innovation also zu hochwertigeren Druckergebnissen, bei denen der Pantone-Farbraum besser ausgeschöpft wird.
Was die Branche braucht, sind Wiederholbarkeit und Konsistenz. Die Digitalisierung der Farbabstimmung ermöglicht heute eine 100%ige Übereinstimmung der gedruckten Farben mit den vorgegebenen Referenzwerten. Eine solche Farbkonsistenz ist zur Realität geworden. Markenartikelhersteller streben weltweite Farbkonsistenz an – egal, wo auf der Welt ihre Druckdienstleister angesiedelt sind. Die Verpackungshersteller zeigen sich begeistert von den heute erreichbaren Ergebnissen. Diese ermöglichen es ihnen, dieser Forderung gerecht zu werden. Zudem erkennen sie die Vorteile, die sich für sie hinsichtlich Flexibilität und Lieferzeiten unmittelbar ergeben, wenn sie den Druck mit festem Farbsatz in Kombination mit digitalen, automatisierten Flexodruckmaschinen einsetzen.
4. Höherer Automatisierungsgrad und Internet der Dinge (IoT)
Die steigende Nachfrage nach kleineren Auflagen, kürzeren Lieferzeiten, mehr Flexibilität und stärkerer Individualisierung im Etikettendruck bewegen die Branche, den Automatisierungsgrad in allen digitalen und analogen Druckverfahren zu erhöhen.
Das wird letztlich zu integrierten Arbeitsabläufen führen, die Produktions- und Lieferzeiten optimieren und die Kundenbedürfnisse besser befriedigen. Bereits heute können Systeme Verbindungen zu Cloud-Anwendungen herstellen, um Maschinen und die Produktivität zu überwachen.
Natürlich hat der höhere Automatisierungsgrad auch Auswirkungen auf den Personalbedarf. Menschliches Versagen ist der häufigste Grund für Produktrückrufe. Neue Lösungen werden dieses Risiko Schritt für Schritt signifikant reduzieren. Die Bedeutung der Spezialisten in der Druckvorstufe und der Mitarbeiter in der Lieferkette wird zunehmen. Sie müssen Engpässe vermeiden und reibungslose automatisierte Abläufe sicherstellen.
Warum Bobst als ein führender Anbieter für Ausrüstungen für Verpackungsherstellung und -druck gesehen wird
Bobst – einer der weltweit führenden Lieferanten von Anlagen und Services für Verpackungs- und Etikettenhersteller – ist den neuesten Trends im Etikettenmarkt und in anderen Segmenten des Verpackungsmarktes häufig einen Schritt voraus. Das Unternehmen hört seinen Kunden sehr genau zu, versteht die Anforderungen der Markenartikelhersteller und ist in der Lage, weltweit wettbewerbsfähigste Lösungen zu produzieren. Zum Beispiel hat Bobst mit seinem erweiterten Portfolio dem industriellen Einsatz verschiedener Drucktechniken – angefangen beim hochwertigen Flexodruck über den Druck mit festem Farbsatz bis hin zum Digitaldruck – als Pionier den Weg in neue Anwendungen geebnet.
Das Unternehmen unterstützt seit 2013 das Konzept des Drucks mit festem Farbsatz und brachte 2016 die 7-Farben Digital-Flexo-Technik des REVO-Teams auf den Markt. Dank umfassender Erfahrung und Fachkompetenz kann es der Druckindustrie zum Vorteil der Markenartikel- und Verpackungshersteller neue Verfahrensweisen an die Hand geben. Die Digital-Flexo-Technik ermöglicht bei hoher Produktivität und niedrigen Betriebskosten die Produktion sowohl kleiner als auch großer Auflagen und volle Farbkonformität bei Wiederholaufträgen.
Darüber hinaus wurde Mouvent – das Kompetenzzentrum der Gruppe für den Digitaldruck – gegründet. Die Markteinführung der innovativen digitalen Etikettendrucker von Mouvent in Europa fand Ende 2018 statt und wird 2019 intensiviert. Zum Portfolio zählen die Mini-Etikettendruckmaschine LB701-UV mit sechs Farben plus Weiß (die kleinste Etikettendruckmaschine mit hoher Produktivität auf dem Markt), die Etikettendruckmaschine LB702-UV (eine Maschine für die schnelle und einfache industrielle Etikettenproduktion mit einzigartig hoher Druckauflösung bei optimierten Gesamtbetriebskosten) sowie die wegweisende LB702-WB, die zu 100% mit wasserbasierten Tinten von Mouvent arbeitet und somit zu 100% frei von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) und zu 100% lebensmittelsicher ist.
Bobst entwickelt technische Lösungen, die in Produktionsprozessen den Abfall und den Energieverbrauch reduzieren, womit das Unternehmen sein Engagement für Nachhaltigkeit unterstreicht. Ein Beispiel im Bereich flexibler Materialien ist die Entwicklung von Lösungen zur Produktion von Hochbarrierematerialien, die – weil sie aus einer einzigen Schicht bestehen – voll recycelbar sind.
Generell bietet Bobst der Etikettenbranche und Herstellern flexibler Verpackungen ein breites Lösungsportfolio an – angefangen bei Digitaldruckmaschinen über den Digital-Flexo-Prozess und herkömmlichen UV-Flexodruckmaschinen bis hin zu Druckwerken für verschiedene Druckprozesse. Alle Lösungen ermöglichen eine optimale Herstellung von Produkten von hoher Qualität und kombinieren Innovationen in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung und Konnektivität. Indem sie alle Produktionssysteme miteinander verbinden, ermöglichen es IoT-Lösungen den Kunden, die Leistung ihrer Anlagen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu überwachen. Lösungen von Bobst stehen zudem für globale Service-Dienstleistungen und umfassende technische Unterstützung. Sie werden zunehmend vernetzt, mit Möglichkeiten für die Bedienung und Steuerung über das Internet, mit Zugängen zu Internet-Portalen sowie dem Zugang zum technischen Service rund um die Uhr ausgestattet. (Fotos: Bobst)