Gespräch mit Yuval Dubois, CEO von Verico Technology, über die Zukunft des Unternehmens und die Zukunft des wasserlosen Offsetdrucks
Wie entstand Verico Technology?
Yuval Dubois: Seit ich Mitte 2017 die CEO-Position bei Presstek übernommen hatte, war mir klar, dass wir einen Teil des Geschäftes verkaufen würden. Damit wollten wir die Umstrukturierung und Fokussierung auf wachsende und profitable Geschäftsbereiche möglich machen. Es hat sich ergeben, dass Mark Andy der richtige Partner für die Übernahme der DI-Produktlinien war.
Im Anschluss haben wir dem verbliebenen Hauptkern des Unternehmens einen neuen Namen gegeben – um den Mitarbeitern und dem Markt zu signalisieren, dass wir eben mit neuem Elan in die Zukunft schauen und uns auf neue Produkte konzentrieren. Presstek war meiner Meinung nach über viele Jahre immer nur in der Defensive um die traditionellen DI-Produkte weiter zu betreiben.
Eine Produktlinie, die wir dagegen behalten haben und für die ich eine sehr gute Zukunft sehe, ist die »Wasserlos-Druckplatte«. Darauf fokussieren wir uns auch ganz besonders. Für mich ist das ein Wachstumsprodukt und das stand nicht zum Verkauf.
Wie kam es zum Namen »Verico«?
YD: Das haben wir aus »versatile innovative coating« (versatile = vielseitig verwendbar) entwickelt. Unser Kern sind die Produktionsstätten, die Beschichtungsmaschinen. Wir werden das Geschäft mit dieser Technologie erweitern – auch außerhalb der Druckindustrie.
Die Beschichtungstechnologie ist der Kernbereich der ehemaligen Firma Presstek?
YD: Ja, in der Tat. Was wir verkauft haben, ist der Name Presstek und ein Produktportfolio, über das wir zwar 20 Jahre identifiziert wurden, das die Leute kannten. Der Kern der Firma sind aber die Produktionsstätten. Sie sind alle weiterhin in unserer Hand, gehören zur Firma mit dem neuen Namen Verico Technology. Hier werden wir weiterhin auch Produkte herstellen, für die andere Firmen die Verkaufsrechte übernommen haben – also zum Beispiel für Mark Andy.
Was müssen wir uns unter den Produktionsstätten vorstellen?
YD: Schon kurz nach der Übernahme des CEO-Postens habe ich eine hohe Investitionssumme freigegeben, um eine neue Produktionslinie aufzubauen bzw. zu erweitern. Damit konnten wir unsere Möglichkeiten ausbauen. Zusammen mit all den seitherigen Strukturveränderungen in der Fabrik sehe ich mit Stolz auf unsere neue Firma. Teilweise wurde automatisiert, teils renoviert. Wir reden nun von 6500 m2 Fläche. Wir verfügen noch über weitere 7900 m2, wo wir das Aluminium behandeln.
Was sind die Kernkompetenzen dieser Produktionsstätten?
YD: Wir beschäftigen sehr smarte F&E-Mitarbeiter, insbesondere Chemiker, die ganz besondere Fähigkeiten haben in der Entwicklung von Druckplatten – und in Beschichtungstechnologien allgemein. Wir haben im Wasserlos-Bereich ein unglaubliches Know-how bezüglich der Drucktechnologie. Dafür haben wir derzeit die wohl besten Leute aus der Branche an Bord – sowohl in der Entwicklung, als auch bei der Plate Application und im Verkauf.
Wie beurteilen Sie die Marktsituation für die Zahara-Platte?
YD: Sehr gut. Ich könnte es mir nicht besser wünschen. Ich sehe, wie die Verkaufszahlen steigen, wie die Platte sehr positiv angenommen wird. Ich höre das Feedback der Kunden. Und was mich am meisten erfreut, ist, dass die Kunden von unserem wasserbasierten Konzept begeistert sind. Ich bin sehr zufrieden mit der derzeitigen Lage und denke, dass das auch so weitergeht. Für den wasserlosen Druck im Allgemeinen ist es positiv, dass es nun einen zweiten Druckplatten-Anbieter gibt und dass sich da einiges bewegt. Auch Presstek war schon eine der führenden Firmen bei der Entwicklung der Wasserlos-Technologie. Es ist ja nicht so, dass wir da Newcomer wären. Wir haben uns nur neu positioniert mit unseren Produkten. Dass es vor allem in Europa so gut läuft, ist auch dem Sales-Team zu verdanken, das wir hier haben.
Gibt es schon Bereiche für neue Produkte, die Verico ins Auge gefasst hat?
YD: Wir werden den wasserlosen Druckbereich erweitern – durch neue Plattenversionen für einzelne Marktsegmente. Begonnen wurde das bereits im vergangenen Jahr mit der Zeitungsplatte für die Cortina-Drucker. Dann kam unsere Narrow-Web-Platte auf den Markt. Das wollen wir in dieser Art weiterführen. Wir werden zudem das Portfolio um unsere Platten herum erweitern – durch umweltfreundliche Produkte, die zu unserer Firmenphilosophie passen. Wir schauen auch außerhalb Druckbranche, wo wir unsere Applikationen anbieten können. Daran arbeiten wir bereits und haben schon erste Versuchsreihen mit Kunden sowohl in der Medizin als auch in der Elektronik. Wir sind Spezialisten für Beschichtungen mit Silikon. Dafür sehe ich einen steigenden Bedarf.
Wie unterscheidet sich Verico Technology von seinem Hauptwettbewerber?
YD: Wenn wir uns die Produkte anschauen, die wir entwickeln – zum Beispiel die Zahara-Platte – finden wir natürlich einen gut aufgestellten Markt vor, in dem solide Produkte existieren. Deshalb ist es wichtig, sich zu differenzieren. Das heutige Zeitgefühl, das höhere Bewusstsein für Umweltthemen, war für mich ein offensichtlicher Ansatz: Wenn wir schon Produkte entwickeln, dann macht es Sinn, den Kunden etwas anbieten, was auch verlangt wird. Wir können umweltschonende Produkte anbieten, die dazu finanziell attraktiv sind. Es geht hier um elementare Werte, die uns allen wichtig sind. Um Rohstoffe, um Wasser, Luft. Es ist die richtige Zeit, so zu denken.
Wie schätzen Sie die Situation des wasserlosen Offsetdruck ganz allgemein ein?
YD: Wir wollen ehrlich sein: ich wünschte mir noch mehr Wachstum. Ich bin natürlich froh, zu sehen, wie eine Firma Codimag im Narrow-Web-Bereich gegenüber Flexo wächst. In anderen Bereichen muss sich noch mehr bewegen, damit da ein Durchbruch erfolgt.
Wer steht hinter Verico Technology?
YD: Die Beteiligungsgesellschaft American Industrial Partners ist weiterhin der Inhaber des Unternehmens und daran wird sich auch gar nichts ändern. Das hat Vorteile für Verico, denn AIP hat sich auch auf die Druckindustrie spezialisiert, beispielsweise mit der Übernahme von Goss International. Durch den Zusammenschluss, den Goss nun mit manroland vollführt, weitet sich das Portfolio auch aus. Wir sind bei AIP gut aufgehoben.
AIP engagiert sich langfristig?
YD: Das Konzept ist ähnlich wie bei anderen Fonds – aber die Zeitrahmen, innerhalb der sich AIP engagiert, sind doch länger. Das hat auch viel damit zu tun, dass AIP ein Fond ist, der sich nicht im High-Tech-Bereich bewegt sondern eher in traditionellen Industrien – z.B. in der Stahl- oder der Druckindustrie. Hier dauern Umstrukturierungsprozesse einfach länger. AIP ist sehr erfolgreich. Deshalb können sich unsere Kunden auf sehr solide Partner stützen.
〉 www.vericotrechnology.com
〉 www.americanindustrial.com